Bürgermeister Ludwig schüttelt Fedorow die Hand
APA/MA53/Christian Jobst
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Ukraine-Krieg

Ludwig empfing entführten Bürgermeister

Der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, ist am Mittwoch von Bürgermeister Michael Ludwig im Rathaus empfangen worden. Fedorow war von russischen Soldaten entführt und festgehalten worden. Unterdessen bezeichnete Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp die Ukraine als „korrupten Staat“.

Bei dem rund einstündigen Gespräch zwischen Ludwig und Fedorow sei es primär darum gegangen, wie man der Zivilbevölkerung der Ukraine in den stark umkämpften Städten wie Melitopol helfen könne, hieß es in einer Aussendung. Fedorow war am 11. März von russischen Soldaten entführt und fünf Tage lang festgehalten worden.

Wien hat seit dem Ausbruch des Krieges laut eigenen Angaben bereits 16 Sattelschlepper mit rund 95 Tonnen an Hilfsgütern organisiert, die in die Ukraine bzw. nach Polen oder in die Republik Moldau (Moldawien) gebracht wurden. Bei dem Treffen war auch der Botschafter der Ukraine, Wassyl Chymynez, anwesend.

Ukrainischer Bürgermeister zu Gast in Wien

Iwan Fedorow, Bürgermeister der ukrainischen Stadt Melitopol, war in der Ukraine festgenommen und verschleppt worden. Am Mittwoch war er nach diesem Matyrium im Wiener Rathaus zu Gast.

Hauptaugenmerk auf Hilfe für Zivilbevölkerung

„Als Stadt Wien haben wir seit Jahren eine Kooperation mit ukrainischen Städten im Gesundheits- und Bildungsbereich. Unser Hauptaugenmerk gilt der Hilfe der leidenden Zivilbevölkerung – das ist auch Bürgermeister Fedorow ein Anliegen. Von daher werden wir unsere Hilfslieferungen verstärken, um den Menschen vor Ort, die das unendliche Leid und die Folgen dieser kriegerischen Aggression miterleben müssen, effektiv und nachhaltig zu helfen“, betonte Ludwig.

Schon im Vorjahr wurden etwa medizinische Geräte bzw. Gesundheitsbedarf sowie Schulmöbel in ukrainische Städte transportiert. Melitopols Stadtchef Fedorow war bereits im September 2021 in Wien, um mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Gespräche zu führen.

Dominik Nepp
ORF
Dominik Nepp bezeichnete die Ukraine als „korrupten“ Staat

Nepp wettert gegen Selenskyj und ukrainische Autos

Ganz andere Töne schlug unterdessen Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp in einem Interview an: In einem „Heute“-Video wetterte er gegen die „korrupte“ Ukraine, den ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie gegen ukrainische Autos in Wien. Es gehe ihm ordentlich auf den „Sack“, „wenn der Herr Selenskyj ständig als Held des Westens geehrt wird – nur, weil er gegen Putin auftritt“.

Für Menschen, die vor russischen Angriffen fliehen, fordert er ein Aufnahme-Limit. Ein Dorn im Auge sind ihm auch ukrainische Autos in Wien. Man dürfe nicht vergessen, dass man in der Ukraine mit Geld „sehr vieles erreichen“ könne, konstatierte Nepp. „Oligarchen“ hätten sich an der Grenze freigekauft und würden etwa in Wien mit „fetten Karren“ unterwegs sein bzw. Wein am Graben trinken.

Bei der Betreuung von geflohenen Menschen geht es seiner Ansicht nach nicht ohne Grenze. „In allererster Linie sind die Nachbarstaaten der Ukraine aufgefordert, Flüchtlinge aufzunehmen. Man darf nicht sagen, wir nehmen alles und jeden auf.“ Er spreche sich dafür aus, „Härtefällen“ Aufenthalt zu gewähren. Darunter fallen für Nepp Frauen, Kranke und Kinder.

Wiener FPÖ immer wieder mit Russland-Nähe

Proponenten der Wiener Freiheitlichen sind bereits wiederholt mit Affinität zu Russland bzw. dessen Präsident Wladimir Putin aufgefallen. Der frühere Wiener FPÖ-Politiker Johann Gudenus etwa fungierte etwa 2014 als „Beobachter“ des von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannten Referendums auf der Krim im Zuge der Annexion durch Russland.

Dort sei alles „korrekt“ abgelaufen, versicherte er später wiederholt. Gudenus ist inzwischen nicht mehr politisch aktiv. Nachdem aufgeflogen war, dass er gemeinsam mit dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in Ibiza von einer mutmaßlichen russischen Oligarchennichte Spenden lukrieren wollte, musste er seinen Hut nehmen.