Chronik

Fünf Jahre Haft für verliebten Bankräuber

Weil er einer Frau imponieren wollte, in die er sich unsterblich verliebt hatte, ist ein bis dahin unbescholtener Handwerker zum Bankräuber geworden. Bei einem Überfall erbeutete er 240.500 Euro, am Donnerstag wurde er dafür zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft legte dem Mann am Donnerstag am Landesgericht zur Last, am 15. Oktober 2021 in einer BKS-Filiale in Wien-Landstraße mit gezückter Pistole 240.500 Euro erbeutet zu haben. Der Großteil war bis zu seiner Festnahme verjubelt. „Alles für die Frau“, seufzte der 31-Jährige. Mit dem Urteil zu fünf Jahren Haft waren der 31-Jährige und die Staatsanwältin einverstanden. Die Entscheidung ist damit rechtskräftig.

Wollte den reichen Mann vorspielen

Der Angeklagte – geschieden und beziehungstechnisch nicht gerade vom Glück verfolgt – hatte Ende 2020 eine neue Freundin kennengelernt. Weil seine vorangegangene Beziehung kurz davor an seinen finanziellen Schwierigkeiten zerbrochen war, wollte er dieses Mal der „Neuen“ den reichen Mann vorspielen. „Sie war die Frau meines Lebens“, verriet der 31-Jährige einem Schöffensenat. Ihretwegen sei er von Linz nach Wien gezogen, habe sich eine Wohnung unmittelbar neben der ihren gesucht, kaum gearbeitet, um sich um sie kümmern zu können, und ihr etliche Geschenke gemacht: „Das hat sie glücklich gemacht.“

Die Frau ahnte nicht, dass der vermeintlich wohlhabende Mann als Autopolierer tätig war, kaum arbeitete, sich bei seiner Großmutter hoch verschuldet hatte und auch bei Banken in der Kreide stand. Um den Schein aufrecht zu erhalten, ließ der Mann sich sogar auf den Handel mit Kokain ein. 150 bis 200 Gramm verkaufte er insgesamt – das war zu wenig, um die Sehnsüchte der Frau erfüllen zu können.

„Es war ihr Traum, zu Chanel zu gehen“

„Es war ihr Traum, zu Chanel zu gehen“, offenbarte der Angeklagte. Um das umzusetzen, habe er sich zu einem Banküberfall entschlossen. Ihm sei klar gewesen: „Ich muss das machen, sonst geht sich das nicht mehr aus.“ Eine BKS-Zweigstelle im dritten Bezirk schien ihm geeignet. Nachdem er am Vortag die Filiale ausgekundschaftet hatte, betrat er diese zur Mittagszeit mit einer Umhängetasche, zog aus dieser eine legal erworbene Schusswaffe, repetierte und richtete die Pistole mit den Worten „Entschuldigen Sie, ich muss das jetzt machen“ auf die Angestellte.

Dann verlangte er den Inhalt des Tresors: „Ich weiß, da ist der Tresor, machen Sie ihn auf!“ Die Angestellte tat, wie ihr geheißen. Sie ist seither nur mehr eingeschränkt arbeitsfähig und leidet an einem posttraumatischen Belastungssyndrom.

Knapp 250.000 Euro erbeutet

Die Beute viel mit fast einer Viertelmillion Euro weit üppiger aus, als der 31-Jährige erwartet hatte. 50.000 Euro steckte er ein und marschierte damit zu einem Nobel-Juwelier, wo er sich sogleich eine Rolex kaufte. In den Tagen nach dem lukrativen Überfall führte der Mann seine Freundin in Edelboutiquen zum Shoppen aus. Bei Louis Vuitton und Chanel durfte sie sich um 90.000 Euro nach Herzenslust neu einkleiden.

Bis zu seiner Festnahme rund vier Wochen später – der Tatverdächtige konnte anhand von Bildern aus der Überwachungskamera in der Bank und einer vor einem vis-a-vis gelegenen Geschäft angebrachten Videokamera ausgeforscht werden – waren insgesamt 170.000 Euro verjubelt. Die verbliebenen 70.000 Euro konnten im Kellerabteil der Liebhaberin sichergestellt werden, wo sie der 31-Jährige gebunkert hatte. Die Festnahme durchkreuzte auch die Reisepläne des Paares Richtung Karibik.

Festnahme war wie „Erlösung“

„Für mich war die Festnahme wie eine Erlösung“, behauptete der Angeklagte. Sein „Lügenkonstrukt“ sei ihm „zu viel“ gewesen: „Ich bin in einen Tunnel gekommen und hab’ mich einfach verloren.“ Für Verteidiger Nikolaus Rast erklärte sich die Tat aus der Kindheit und Lebensgeschichte seines Mandanten. Die habe bei seinem Mandanten zu massiver Verlustangst geführt: „Er wollte nie wieder verlassen werden.“ Daher habe dieser seiner letzten Freundin die heile Welt vorgespielt.