Mr. Bond vor Gericht
APA/Tobias Steinmaurer
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Chronik

10 Jahre Haft für Neonazi-Rapper „Mr. Bond“

Am Donnerstag ist der Neonazi-Rapper „Mr. Bond“ wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu 10 Jahren Haft verurteilt worden. Ihm wurde vorgeworfen, in seinen Texten die NS-Zeit und den Holocaust verharmlost zu haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Wie der vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung darlegte, sei die von der Staatsanwaltschaft angenommene „besondere Gefährlichkeit“ des in rechtsextremen Kreisen populären „Mr. Bond“ nicht von der Hand zu weisen. Dessen Songs seien „ein paar hunderttausend Mal“ im Internet heruntergeladen worden. Diese Nachfrage sei „gerade für junge Zuhörer“ attraktiv und lade „zur Nachahmung ein“, meinte der Richter. Bei einem Strafdrohung von bis zu 20 Jahren erscheine die verhängte Strafe schuld- und tatangemessen.

Sowohl der 37-jährige „Mr. Bond“ als auch sein ebenfalls zu mehrjähriger Haft verurteilter jüngerer Bruder blieben nach der Urteilsverkündung ruhig. Auch im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal kam es zu keinerlei Unmutsäußerungen. Unter den großteils jungen Zuhörern dürften sich kaum Fans des rechten Rappers befunden haben.

„Sämtliche Vorwürfe sind richtig“

„Sämtliche Vorwürfe sind richtig“, hatte der 37-Jährige am Dienstag beim Verhandlungsauftakt erklärt. Er bekannte sich „vollinhaltlich schuldig“ und erklärte: „Ich habe in der U-Haft erkannt, dass das falsch war. Ich war verblendet und erkenne erst jetzt die Tragweite meines Handelns.“

Die Anklage wirft „Mr. Bond“ vor, mit seiner Musik und Videos den Nationalsozialismus, Adolf Hitler und die Massenvernichtung im Dritten Reich verherrlicht zu haben. Er hatte in der einschlägigen Szene Bekanntheit erlangt, indem er populäre Hits umtextete und die neuen Versionen via Internet verbreitete bzw. 2019 auf fünf CDs veröffentlichte.

Video mit Tribut an Terroristen

Der gebürtige Lienzer hatte auch ein Video verbreitet, mit dem er dem Attentäter von Christchurch in Neuseeland Tribut zollte, der im März 2019 in zwei Moscheen 51 Menschen umbrachte. Er übersetzte auch dessen „Manifest“ ins Deutsche. In seinen Rap-Songs behauptete der Mann die angebliche Vorherrschaft der weißen Rasse.

Eine seiner Nummern verwendete laut Anklage der rechtsextreme Gewalttäter, der am 9. Oktober 2019 im deutschen Halle an der Saale in eine Synagoge eindringen wollte. Während des geplanten Live-Streams vom gescheiterten Attentat auf die jüdische Gemeinde spielte der Mann ein Werk von „Mr. Bond“ ab.

Paypal-Konto führte zu Festnahme

„Mr. Bond“ konnte über sein Paypal-Konto ausgeforscht werden, über das er Zahlungseingänge für seine Musik abgewickelt hatte. Er wurde im Jänner 2021 in Wien festgenommen, seither befindet er sich in U-Haft. In seiner Zelle haben ihn seither briefliche Fan-Botschaften von Rechtsextremen aus aller Welt – darunter aus Kanada und den USA – erreicht. In einschlägigen Foren wurden Spenden und Unterstützungserklärungen gesammelt. Vor mehreren Monaten wurde sogar vis-a-vis des Landesgerichts an der Fassade eines Hauses eine Fahne mit dem Schriftzug „Free Mr. Bond“ angebracht.

Der mitangeklagte jüngere Bruder des Nazi-Rappers war teilweise geständig. Der 34-Jährige gab zu, Administrator einer rechtsextremen, judenfeindlichen Website gewesen zu sein, bestritt jedoch, Musikstücke seines Bruders im Internet hochgeladen zu haben. Er wurde nicht rechtskräftig zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt.