Wenn ein Gebäude abgerissen wird, ist die Wiederverwendung von Bauteilen bzw. Rohstoffen ein großes Thema – Stichwort „Urban Mining“. Im ehemaligen Sophienspital gingen zuletzt rund 4.100 Kilogramm Material – von Lampen, Waschbecken bis Kabel – in die Wiederverwertung.
Street-Art im Sophienspital
Im ehemaligen Sophienspital in Wien, das teilweise abgerissen wird, haben sich Street-Art-Künstlerinnen und Künstler noch kräftig ausgetobt. Mit Sprühdosen gab es dort eine farbenprächtige Operation.
Legale Kunst auf der Baustelle
Abgesehen vom Rückbau kann aus Abrisshäusern aber noch mehr herausgeholt werden. Die leeren Wände und Räume bieten Platz für künstlerische Interventionen – zumindest für kurze Zeit. Im Sophienspital lud das Baukarussell dafür Street-Art-Künstler wie moiz, Skirl, Jakob der Bruder und Seco ein. Sie durften sich zwei Wochen lang im Europa-Pavillon, wo früher operiert wurde, austoben.
„Sie haben gesagt, wir dürfen uns hier frei bewegen. Bestimmte Dinge sind natürlich nicht erlaubt. Aber das hat kein wirkliches Problem für uns dargestellt“, so moiz. Es gab keine Vorgaben seitens des Baukarussells. Dadurch entstanden in zahlreichen Räumen riesige, farbenfrohe Kunstwerke.
Skulpturen aus Baumaterial
Neben den Sprayern waren auch Künstlerinnen und Künstler im Spital, die sich der ortsbezogenen Kunst widmen. „Wir arbeiten mit Orten, die in einem Übergangszustand sind. In diesem Moment der Zweckbefreitheit experimentieren wir mit dem Raum, recherchieren dazu, arbeiten mit den Materialien vor Ort und schaffen Rauminstallationen“, so Ursula Gaisbauer und Friedrich Engl vom „Mining Kollektiv“.
Sie arbeiten ähnlich wie Bildhauer, entfernen Materialien und ordnen sie neu an. Damit formen sie den Raum neu und schaffen neue Atmosphären. „Das Besondere ist auch, den Ort genau anzuschauen: Was war davor und was wird in Zukunft kommen?“

Ausstellung im Abrisshaus
Unter dem Titel „Open Mine Day“ konnte Publikum die Kunstwerke im Sophienspital bestaunen. Allerdings nur wenige Stunden lang und mit Voranmeldung. Dem Street-Art-Künstler moiz störte diese Hürde nicht. „Bei verlassenen Plätzen sieht oft niemand meine Werke. Aber das ist mir auch egal. Ich mach es für mich und im Endeffekt für das Foto, das übrig bleibt.“
Abriss des Sophienspitals
Auf dem Areal des ehemaligen Wiener Sophienspitals entsteht bis Ende 2024 ein neues Stadtquartier mit insgesamt 180 geförderten Wohnungen sowie ein Angebot an Bildungs-, Arbeits- und Kultureinrichtungen.
Für das Baukarussell war die kurze Ausstellung im Sophienspital eine Art Test. Eine längere Schau wäre wünschenswert gewesen, sei aber eine Ressourcenfrage, „da die kostenlos besuchbare Ausstellung natürlich auch betreut werden müsste. Vielleicht wird so etwas in künftigen Objekten mithilfe der Unterstützung von Sponsoren möglich.“
Kurze Ausstellungen in Abrisshäusern könnten ein Trend in der Baubranche werden, hoffen auch Ursula Gaisbauer und Friedrich Engl vom „Mining Kollektiv“. Damit die Bevölkerung vom alten Gebäude Abschied nehmen und zum neuen Bauprojekt „Hallo“ sagen kann.