Sokol-Raumanzug von Franz Viehböck
Technisches Museum Wien/APA-Fotoservice/Juhasz
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Kultur

Technisches Museum zeigt Österreich im All

Über sieben Tage hat Österreichs bisher einziger Astronaut, Franz Viehböck, im All verbracht. Bei seiner Mission im Jahr 1991 wurden auch Forschungsprojekte durchgeführt – die bis heute nachwirken. Das Technische Museum zeigt nun Österreichs Spuren im All.

Am 2. Oktober 1991 startete der Wiener Raumfahrer ins All, auf der russischen Raumstation Mir führte er zahlreiche Experimente durch. Viele der Objekte, die das Technische Museum Wien (TMW) seit Mittwoch ausstellt, stammen aus dieser Mission, die im vergangenen Herbst ihr 30. Jubiläum feierte.

Gleich ins Auge sticht etwa der Raumanzug des heute 61-Jährigen: Der Sokol-Raumanzug in der Version KW2 wurde für Viehböck maßgeschneidert, wiegt fast neun Kilo und besteht aus Kunststoff. Auch ein Notizbuch des „Austronauten“ wird gezeigt – während der Mission diente es ihm zur handschriftlichen Aufzeichnung seiner Beobachtungen, etwa, dass in der Schwerelosigkeit seine Augenbewegungen deutlich schwerer fielen.

Österreichische Dosimeter sind Standard im All

Natürlich ist Viehböcks Reise ins All am lebhaftesten in Erinnerung geblieben – doch die Experimente und Forschungen, die er dort durchführte, wirken teils bis heute nach, wie auch Kurator Christian Klösch erklärt.

Eines der „Austromir“-Experimente war das „Dosimir“-Projekt. Ein Team um Norbert Vana vom Wiener Atominstitut hat damals Messungen der kosmischen und Sonnenstrahlung mittels Dosimeter vorangetrieben. Damit war man „federführend weltweit“, was sich nun auch darin zeigt, dass die österreichischen Dosimeter heute noch auf der Internationalen Raumstation (ISS) in Gebrauch sind und auch bei künftigen Mondmissionen zum Einsatz kommen sollen. Die Auswertung der Aufzeichnungen erfolgt immer noch am zur TU Wien gehörenden Atominstitut.

Bordcomputer Datamir
Technisches Museum Wien/APA-Fotoservice/Juhasz
Zweimal 20 Megabyte – für damalige Verhältnisse war der Bordcomputer durchaus beachtlich ausgerüstet

Wie weit die Technik in den letzten dreißig Jahren gekommen ist, zeigt auch der Bordcomputer, der ausgestellt ist. „Datamir“ hatte eine damals relativ beachtliche Festplattenkapazität von zweimal 20 Megabyte – ein Fünfzigtausendstel der Kapazität heute typischer Terabyte-Festplatten. Dennoch: Zur Aufzeichnung der Experimente war das damals mehr als genug.

Experiment zu Ionenantrieb als Pionierprojekt

Mit im Gepäck hatte Viehböck auch das ebenfalls im TMW gezeigte „Logion“-Projekt. Damals wurden erstmals Ionenstrahler ins All gebracht. Das Pionierprojekt lebt bis heute weiter. So entwickelte das Unternehmen Enpulsion, ein Spin-off der Fachhochschule Wiener Neustadt (Niederösterreich), die Technologie derart weiter, dass die Ionenstrahlen heute als Triebwerke für Kleinsatelliten eingesetzt werden, denn sie erzeugen einen stetigen Rückstoß, mit dem Satelliten in die richtige Bahn navigieren können. Der Ionenantrieb habe chemischen Pendants gegenüber einige Vorteile, so Klösch.

Cubesat Pegasus, ein Satellit in Form eines Würfels
Technisches Museum Wien/APA-Fotoservice/Juhasz
Der Cubesat Pegasus wurde in Österreich entwickelt – und besteht aus zwei Modulen zu je zehnmal zehnmal zehn Zentimeter

Einer dieser Ionenantriebe ist auch in einem der dort ausgestellten Cubesats – kleinen, würfelförmigen Satelliten – verbaut. Auf den ersten Blick würde man sie kaum als etwas wahrnehmen, das den Belastungen im All standhält, doch die zehnmal zehnmal zehn Zentimeter großen Würfel sind leistungsfähig – und deutlich günstiger als die größere Konkurrenz. Die Größen sind genormt und erleichtern sowohl den Herstellern der Satelliten die Produktion als auch den Transport, so Klösch. Schon um wenige hunderttausend Euro ließe sich ein solcher Satellit fertigen.

Von Hetzendorf ins Weltall

In Österreich gefertigt werden nicht nur entsprechende Antriebe, sondern etwa auch Isolationsfolien, die Gegenstände im All unter anderem vor den enormen Temperaturunterschieden schützen – ebenfalls im TMW zu sehen. Diese werden per Hand vernäht – oft von Absolventinnen und Absolventen der Modeschule Hetzendorf, wie Klösch weiter erklärt.

Im Zuge der Eröffnung präsentierten auch einige Start-ups ihre Projekte, die mit dem All zu tun haben – dabei geht es nicht immer nur um den „Upstream“, also alles, was mit dem Flug ins All zu tun hat, sondern immer öfter auch um den „Downstream“, etwa, wenn es um die Nutzung von Satellitendaten geht. Wer mit dem Weltraum zu tun haben will, muss dafür also nicht unbedingt ins All fliegen – ob und wann eine „Austronautin“ oder ein „Austronaut“ wieder an den Start geht, steht momentan noch in den Sternen.