Tote Libelle
Christina Zurfluh und Bernhard Frue
Christina Zurfluh und Bernhard Frue
Kultur

Insektenschau im Kunst Haus Wien

Das Kunst Haus Wien zeigt ab heute eine Schau über das Leben und Sterben von Insekten im städtischen Raum. Im Zentrum der Ausstellung „Binsekt“ stehen ein paar Quadratmeter aufgeschüttete Erde, die als Projektionsfläche für Videoarbeiten dienen.

Die Erde wurde dazu mit Mehl bestäubt. Diese organische Projektionsfläche verleiht den gezeigten Kurzfilmen eine ganz eigene Struktur und schafft erstaunlich viel perspektivische Nähe zu dem, was gezeigt wird. So fängt die Kamera etwa Ameisen ein, die sich über ein verlorenes Jausen-Ei hermachen, beobachtet den Überlebenskampf einer Stinkwanze in einem Spinnennetz oder zeigt Mistkäfer und Schmeißfliegen, die sich über am Straßenrand zurückgelassenen menschlichen Kot hermachen.

Tote Fliege
Christina Zurfluh, Bildrecht, Wien 2022
Für die Schau wurden in und um Wien tote Insekten gesammelt und fotografiert

Die Bilder können sowohl Ekel als auch Interesse hervorrufen. Diese ambivalente Beziehung der Menschen zu Insekten wird in der Ausstellung mehrfach aufgegriffen – auf der einen Seite steht das Wissen um ihren essenziellen Nutzen für den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts, auf der anderen Seite aber eben oft auch Ekel. Gestaltet haben die Schau Christina Zurfluh und Bernhard Frue – beide leben in Wien und sind sonst eher in der bildenden Kunst beheimatet. In mehreren Video-Installationen und mit vier monströsen 3D-Drucken dokumentieren sie, ohne zu werten.

150 tote Insekten abfotografiert

„Hier handelt es sich um keine wissenschaftliche Arbeit“, erläuterte Bernhard Frue im Vorfeld der Eröffnung der Schau in der Garage des Kunst Haus Wien im APA-Gespräch. Vielmehr habe er sich gemeinsam mit Zurfluh in den vergangenen zwei Jahren auf Streifzüge im urbanen wie suburbanen Raum in und um Wien begeben und erst einmal gesammelt. „Mit einem solchen Projekt im Hintergrund ändert sich der Blick automatisch“, erklärt er, wie sie eine derartige Fülle von Zufallsfunden anhäufen konnten.

Ausstellungshinweis

„Binsekt“, Kunst Haus Wien Garage, 7. April bis 5. Juni 2022, Eintritt frei

Der künstlerische Ansatz steht bei einem Stop-Motion-Film im Fokus, für den das Duo über 150 tote Insekten aus der in den vergangenen zwei Jahren entstandenen Sammlung in unterschiedlichen Positionen abfotografiert hat. Die Ästhetik des Tanzes steht hier freilich im Kontrast zum Insektensterben.

Kunst Haus legt stärkeren Fokus auf Umwelt-Themen

Lebenden Insekten, die sich aufgrund menschlicher Lichtverschmutzung an Hauswänden versammeln, ist eine Großprojektion an der Wand gewidmet, während vier gefundene Insekten – etwa eine Libelle im Dunstabzug des Künstlers – eingescannt und via 3D-Druck überdimensional reproduziert wurden und nun von der Decke baumeln.

„Angesichts der globalen Brisanz des Klimawandels und der Affinität der Geisteshaltung von Friedensreich Hundertwasser zu dieser Thematik liegt es nahe, dass sich das Kunst Haus Wien noch stärker mit dem Themenbereich Umwelt und Klima befasst“, kündigte Wien-Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer in einer Aussendung zur Ausstellung an. Das Kunst Haus Wien ist Teil der Wien Holding.