Ein krebskranker Junge aus der Ukraine sitzt im St. Anna Kinderspital auf einem Spitalsbett
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Ukraine-Krieg

Ukrainische Krebspatienten im Kinderspital

Unter den hunderttausenden Flüchtlingen aus der Ukraine sind auch viele kranke Kinder, die die lebensnotwendige Behandlung in ihrer Heimat nicht mehr fortsetzen können. Das St. Anna Kinderspital in Wien hat deshalb einige junge Krebspatienten aufgenommen.

Vydrash Syngal wird seit wenigen Tagen auf der Station 2A im Zimmer 1 des St. Anna Kinderspitals behandelt. Der 14-jährige Bub ist gemeinsam mit seiner Mutter Lesia aus Odessa geflüchtet. Hier in Wien kann seine Leukämie nun endlich weiter behandelt werden. „Obwohl es ein Spital ist, ist es hier für mich wie im Himmel – im Vergleich zu Odessa, wo ich herkomme. Die Behandlung ist gut, das Essen auch. Und auch meine Ärzte hier sind sehr, sehr nett. Das macht vieles leichter. Sie sind immer freundlich und lachen, wenn sie zu mir ins Zimmer kommen.“

Derzeit zehn Kinder aus der Ukraine

Neben Vydrash hat das St. Anna Kinderspital derzeit neun weitere Kinder mit unterschiedlichen Krebsarten aufgenommen, die meisten im Kleinkind-Alter. Fast alle werden nur von ihren Müttern begleitet. „In den meisten Fällen war es so, dass der Mann in den Krieg ziehen musste und die Mutter mit dem Kind nach Österreich oder in andere europäische Länder geflohen ist. Das ist natürlich maximal traumatisierend und das spüren wir auch, wenn sie über den ganzen Weg, den sie auf sich nehmen mussten, erzählen“, erzählt Andishe Attarbaschi, Oberarzt in der Kinderonkologie.

Ein krebskranker Junge aus der Ukraine sitzt im St. Anna Kinderspital auf einem Spitalsbett
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Vydrash leidet an Leukämie

Die Kinder seien aufgrund der Krankheit natürlich beeinträchtigt, sagt der Arzt. „Das kann bei Leukämie sehr schwerwiegend sein, bei bösartigen Knochentumoren zum Beispiel nicht so schwerwiegend.“ Ein Hindernis ist aber die Sprachbarriere. Fast keiner der jungen Patientinnen und Patienten oder deren Mütter spricht Englisch oder Deutsch. Deshalb kommt zweimal pro Woche ein Dolmetscher auf die Station, um die oft heiklen Gespräche zu übersetzten.

Im Bedarfsfall noch Platz

Die Dankbarkeit ist trotz Sprachbarriere spürbar, erzählt Attarbaschi. „Man muss sich vorstellen: Diese Familien haben kaum Geld, aber bringen uns schon Schokolade mit, um sich zu bedanken in irgendeiner Form. Man spürt die Freude, wenn wir gute Nachrichten bringen und man spürt, dass sie froh und glücklich sind, dass sie irgendwo sind, wo ihre Kinder adäquat behandelt werden können.“

Ukrainische krebskranke Kinder im St. Anna

Unter den hunderttausenden Flüchtlingen aus der Ukraine sind auch viele kranke Kinder, die die lebensnotwendige Behandlung in ihrer Heimat nicht mehr fortsetzen können. Das St. Anna Kinderspital in Wien hat deshalb jetzt einige junge Krebs-Patienten aufgenommen.

In der Ukraine erkranken pro Jahr circa 1.200 Kinder an Krebs, in einer europaweiten Koordination werden viele von ihnen aufgeteilt. In Wien ist man zwar gut ausgelastet, hätte aber im Bedarfsfall noch Platz, erklärt der Oberarzt. „Wir können damit umgehen, indem wir eine dritte Station zum Teil umfunktionieren in eine onkologische Station, um alle Kinder unterzubringen. Was natürlich nicht vergessen werden darf, ist, dass natürlich auch in Österreich weiterhin Kinder mit Krebs diagnostiziert werden.“

Vydrash braucht noch sechs Monate lang eine Chemotherpie. Die Chancen, dass er wieder gesund wird, sind groß. Pläne für danach hat er bereits. „Ich möchte später einmal Deutsch studieren. Und wenn ich gesund bin, würde ich auch gern ein bisschen was von Wien sehen. Aber am meisten freue ich mich darauf, wenn ich wieder nach Odessa zurückkann, wenn Frieden herrscht und der Krieg endlich vorbei ist.“