Am 12. April 1945 geriet der hölzerne Glockenstuhl der Pummerin im hohen Südturm in Brand und die Glocke stürzte fünfzig Meter in die Tiefe. Für die 1711 entstandene Glocke hatte man unter anderem Kanonen des osmanischen Heeres aus der Zeit der Zweiten Wiener Türkenbelagerung eingeschmolzen.
Lucca Chmel, Wien, 1945, Archiv der Dombauhütte St. Stephan/ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Lucca Chmel, Wien, 1945, Archiv der Dombauhütte St. Stephan/ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Kultur

hdgö-Schau zu Stephansdom und Pummerin

Dem „Aufstieg zweier Nationalikonen“ widmet sich das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) in einer neuen Webausstellung: Stephansdom und Pummerin. Anlass ist die Ankunft der neuen Pummerin – nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – vor 70 Jahren in Wien.

Sowohl Dom als auch Pummerin wurden bei einem Brand im Jahr 1945 schwer beschädigt, die Glocke stürzte gar in die Tiefe und zerbrach. Vor 70 Jahren, im April 1952, kam dann eine neue Pummerin mittels Festzug von Oberösterreich nach Wien. Diese Feierlichkeiten, aber auch den weiteren Wiederaufbau zeichnet die Schau nun nach.

Österreichische Identitätssymbole

Der „C-Ton“ der Pummerin sei heute „längst fixer Bestandteil im Baukasten österreichischer Identitätssymbole“, wurde hdgö-Direktorin Monika Sommer in einer Aussendung zitiert. „Während etwa das politische Konzept der Neutralität wie zuletzt schon mehrfach in Diskussion geraten ist, blieb die Pummerin der unumstrittene Klang Österreichs.“

Fotostrecke mit 7 Bildern

Transport der Pummerin von Linz nach Wien
United States Information Service (USIS), ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Ankunft der mit Bändern geschmückten Pummerin am Ennser Hauptplatz, der wie alle Stationen auf der zweitägigen Fahrt von zahlreichen Menschen gesäumt war. In Enns erfolgte die Übergabe der Glocke vom oberösterreichischen an den niederösterreichischen Landeshauptmann Josef Steinböck.
United States Information Service (USIS), ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Arbeitspause am Dach: Die Fotografin Lucca Chmel im Gespräch mit dem Statiker Karl Koncki (links im Bild), der von 1945 bis 1952 maßgeblich für den technisch-konstruktiven Part des Wiederaufbaus zuständig war.
FotografIn unbekannt, Wien, 1945, ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Die Pummerin des Wiener Stephansdomes wird nach gelungenem Guss im Landesmuseum Linz ausgestellt.
Foto: United States Information Service (USIS), ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Lucca Chmel war, wie sie in Interviews immer wieder betonte, von dem zerstörten Dom in seiner „Nacktheit“ fasziniert. Ihre Aufnahmen gehen oft weit über die reine Dokumentation hinaus und weisen einen hohen ästhetischen Eigenwert auf.
Lucca Chmel, Wien, 1945, Archiv der Dombauhütte St. Stephan/ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Am 12. April 1945 geriet der hölzerne Glockenstuhl der Pummerin im hohen Südturm in Brand und die Glocke stürzte fünfzig Meter in die Tiefe. Für die 1711 entstandene Glocke hatte man unter anderem Kanonen des osmanischen Heeres aus der Zeit der Zweiten Wiener Türkenbelagerung eingeschmolzen.
Lucca Chmel, Wien, 1945, Archiv der Dombauhütte St. Stephan/ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung
Bild mit dem originalen Titel „Der Schatten des Turmes“
Lucca Chmel, Wien, 1945, ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung

Dompfarrer Toni Faber bezeichnete Stephansdom und Pummerin als „wahrhaftige Säulen des Österreichischen“ in der Zweiten Republik. „Sie begleiten uns durch den Alltag, in schweren Stunden sind sie aber auch Fluchtpunkt und Hoffnungssymbol.“

Ausstellung in 18 Kapiteln

Die Webausstellung ist in 18 Kapitel gegliedert und bietet neben umfangreichem Bildmaterial auch etliche historische Filmaufnahmen und Ausschnitte aus Radiosendungen. In den Textbeiträgen geht es neben gesellschaftspolitischen Aspekten auch um Bauliches, die Finanzierung der Wiedererrichtung oder die Diskussionen um die Dachgestaltung. Auch die Tatsache, dass Frauen eine wesentliche Rolle beim Wiederaufbau des Stephansdoms spielten, wird hervorgehoben. Kuratiert wurde die Schau von Anna Stuhlpfarrer und Heidemarie Uhl.