Mehr als sechs Wochen dauern die Russischen Angriffe auf die Ukraine bereits. Etliche Hilfsorganisationen bringen benötigte Hilfsgüter in die Kriegsregionen. Am Sonntag ist ein Team der Wiener Caritas mit einem Lkw nach Uschgorod an der slowakischen Grenze aufgebrochen, um etwa Babynahrung, Nudeln, Reis, Tee und Hygieneartikel zur Verfügung zu stellen.
Die Grundnahrungsmittel werden zum Beispiel für die Essensausgaben in der Stadt benötigt. Die Hygieneartikel für Babys, die mit ihren Müttern in einer Schule untergebracht sind, berichtete ORF-Wien-Redakteurin Katharina Weinmann, die die Caritas vor Ort begleitet.
Am Sonntagfrüh ist der Hilfskonvoi der Caritas in Wien beladen worden und nach Uschhorod aufgebrochen
Bahnhof Uschgorod als Drehscheibe
Die Stadt ist für viele auch Drehscheibe im Land Unterschlupf zu finden, aber auch ins Ausland zu flüchten. Am Bahnhof in Uschgorod läuft die Organisation der Schutzsuchenden ähnlich ab, wie am Wiener Hauptbahnhof, erklärte Reporterin Weinmann. „Es gibt Hilfsorganisationen, die Essen verteilen und den Ankommenden die ersten Informationen zu Verfügung stellen, wo diese etwa einen Schlafplatz in Uschgorod finden oder wo sie weitere Unterstützung bekommen.“ Schulen sind in der ganzen Stadt zu Notschlafquartieren umgestaltet worden. In den Turnsälen übernachten vorwiegend Frauen und Kinder. Am Montag sind dort die ersten Hilfsgüter der Wiener Caritas angekommen.
Live: „Nachbar in Not“ in der Ukraine
„Wien heute“-Reporterin Katharina Weinmann begleitet eine „Nachbar in Not“-Lieferung der Caritas in die Ukraine. Sie meldet sich live.
Auch in Uschgorod gibt es eine Registrierungsstelle, so Weinmann, bei der sich die Vertriebenen registrieren könne. Die meisten der Ankommenden wollen in der Ukraine bleiben und nicht ins Ausland weiterreisen, „denn sie warten ab, wie sich die Situation im anderen Teil des Landes weiterentwickelt.“ Außerdem würden hier bereits Züge zurück nach Kiew und Kharkiv abfahren, sagte Weinmann.

Zahl der Einwohner in Uschgorod verdoppelt
In Uschgorod habe sich die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner in den vergangenen Wochen verdoppelt von 117.000 auf bis zu 250.000, berichtete der geschäftsführende Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner, der ebenfalls vor Ort ist. Niemand wisse genau, wie viele Binnengeflüchtete aus anderen Landesteilen tatsächlich in Schulen, Sporthallen, Hotels und bei Privatpersonen aufgenommen worden sind. In den Begegnungen könne man das Leid und den Schmerz von den Gesichtern der Menschen ablesen.
Caritas Wien bittet um weitere Spenden
Schwertner rechnet mit dem längsten „Hilfsmarathon seit dem Zweiten Weltkrieg, den wir in Europa jetzt laufen müssen“. Von der ukrainischen Grenzstadt Uschgorod aus bat er um weitere Spenden. Bis Mittwoch wollen die Helferinnen und Helfer auch lokale Caritas-Partner vor Ort besuchen und unterstützen. Die Hilfsbereitschaft sei aber nach wie vor beeindruckend. „Tausende Freiwillige, die bis zur Erschöpfung seit 24. Februar alles geben, um möglichst viel Hilfe zu leisten.“

Das zeige, wie wichtig die Spenden aus der ganzen Welt und auch aus Österreich seien. „Bitte helfen wir weiter, machen wir noch mehr Hilfe möglich, stehen wir unseren Nachbarinnen und Nachbarn in der Ukraine bei, lassen wir sie nicht im Stich in diesen schweren Stunden“, so der Appell des Caritasdirektors.
Fliegeralarm in der Nacht
In der Nacht von Sonntag auf Montag hat es Fliegeralarm in Uschgorod gegeben, wo es aber kurz darauf schon Entwarnung gab. Weinmann schilderte: „Um 4.30 Uhr in der Früh sind die Sirenen losgegangen. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass es sogar hier im Westen des Landes Sirenenalarm gibt, denn die Sirenen sind in einer großen Region zusammengeschlossen und wenn in einem Teil der Region ein Angriff drohen könnte, dann geht auch hier der Alarm los.“
Die Menschen in Uschgorod wären daran mittlerweile gewöhnt. Es würde alle drei bis vier Tage vorkommen, dass hier die Sirenen Alarm schlagen. Im Großen und Ganzen sei die Lage aber relativ ruhig und sicher.