Stefan Edlis floh 1941 im Alter von 16 Jahren vor dem Nationalsozialismus in die USA und wurde später zum erfolgreichen Sammler zeitgenössischer Kunst. Ab Mittwoch erinnert sich das Jüdische Museum mit der Ausstellung „Eine (un-)erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach ihm“ an das Leben des Kunstsammlers.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Figur „Him“ des Italieners Maurizio Cattelan. Dieses Kunstwerk bewahrte Edlis in seiner eigenen Bibliothek auf. Von hinten wirkt die Figur wie ein unschuldiger Bub, von vorne erkennt man jedoch, dass sie Adolf Hitler darstellt. Die Skulptur, von der drei Stücke angefertigt wurden, wird im Rahmen der Ausstellung erstmals in Österreich gezeigt.
Edlis’ Pass mit „J“ für Jude versehen
Ebenfalls zu sehen ist Edlis Pass aus der Zeit des Nationalsozialismus, der mit dem Stempel „J“ für Jude versehen wurde. Der Pass war ein Geschenk von Edlis an das Jüdische Museum. Die Aufbewahrung des Passes im Museum sei eines seiner letzten Wünsche gewesen, bevor Edlis im Oktober 2019 mit 94 Jahren starb.
Gestalter der Ausstellung ist Itai Margula, der Edlis Bibliothek im Museum nachstellte. „Die Bibliothek von Stefan Edlis wird zur abstrakten Kulisse stilisiert, in der die Geschichte der Vertreibung mit Verweis auf die Wohnung in der Schönbrunnerstrasse 138 raumgreifend erzählt wird.“, hieß es vom Jüdischen Museum. Auf Augenhöhe von „Him“ befindet sich die Passvitrine, welche auf eine Szene aus dem Dokumentarfilm „The Price of Everything“ verweist. Edlis nahm darin den Pass aus dem Laden und verlangte von „Him“ eine Entschuldigung.
Gründung einer Plastikfabrik
Im Alter von 16 Jahren musste Edlis mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus seiner Heimat Wien-Meidling in die Vereinigten Staaten ziehen. Dort tritt er bei der Navy in Dienst und war dadurch einige Zeit in Japan im Einsatz. Nach dem Krieg kehrte er in die USA zurück und begann bei einer Werkzeugfirma zu arbeiten. Danach gelang es ihm, Werkzeuge aus Plastik herzustellen und die Plastikfabrik „Apollo Plastics“ zu gründen, die ihm ein Vermögen einbrachte.
Ära Spera im Jüdischen Museum
Später förderte und sammelte Edlis zeitgenössische Kunst und baute mit seiner Frau Gael Neeson eine – laut des Jüdischen Museums – spektakuläre Sammlung inklusive provokanter Kunstwerke auf. Die Ausstellung „Eine (un-)erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach ihm“ kann bis zum 2. Oktober besucht werden.