Stefan Edlis Jüdisches Museum
David Bohmann
David Bohmann
Kultur

Ausstellung zu vertriebenem Kunstsammler

Das Jüdische Museum erzählt seit Mittwoch die Geschichte von Kunstsammler Stefan Edlis unter dem Titel „Eine (un-) erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach ihm“. Die zentralen Objekte der Ausstellung sind Edlis’ Pass und die Hitler-Figur „Him“ von Maurizio Cattelan.

Stefan Edlis floh 1941 im Alter von 16 Jahren vor dem Nationalsozialismus in die USA und wurde später zum erfolgreichen Sammler zeitgenössischer Kunst. Ab Mittwoch erinnert sich das Jüdische Museum mit der Ausstellung „Eine (un-)erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach ihm“ an das Leben des Kunstsammlers.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Figur „Him“ des Italieners Maurizio Cattelan. Dieses Kunstwerk bewahrte Edlis in seiner eigenen Bibliothek auf. Von hinten wirkt die Figur wie ein unschuldiger Bub, von vorne erkennt man jedoch, dass sie Adolf Hitler darstellt. Die Skulptur, von der drei Stücke angefertigt wurden, wird im Rahmen der Ausstellung erstmals in Österreich gezeigt.

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„Him“-Figur von hinten
ORF
Die „Him“-Figur
„Him“-Figur
David Bohmann
Die „Him“-Figur

Edlis’ Pass mit „J“ für Jude versehen

Ebenfalls zu sehen ist Edlis Pass aus der Zeit des Nationalsozialismus, der mit dem Stempel „J“ für Jude versehen wurde. Der Pass war ein Geschenk von Edlis an das Jüdische Museum. Die Aufbewahrung des Passes im Museum sei eines seiner letzten Wünsche gewesen, bevor Edlis im Oktober 2019 mit 94 Jahren starb.

Gestalter der Ausstellung ist Itai Margula, der Edlis Bibliothek im Museum nachstellte. „Die Bibliothek von Stefan Edlis wird zur abstrakten Kulisse stilisiert, in der die Geschichte der Vertreibung mit Verweis auf die Wohnung in der Schönbrunnerstrasse 138 raumgreifend erzählt wird.“, hieß es vom Jüdischen Museum. Auf Augenhöhe von „Him“ befindet sich die Passvitrine, welche auf eine Szene aus dem Dokumentarfilm „The Price of Everything“ verweist. Edlis nahm darin den Pass aus dem Laden und verlangte von „Him“ eine Entschuldigung.

Edlis Pass im Jüdischen Museum
David Bohmann
Stefan Edlis’ Pass im Jüdischen Museum

Gründung einer Plastikfabrik

Im Alter von 16 Jahren musste Edlis mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus seiner Heimat Wien-Meidling in die Vereinigten Staaten ziehen. Dort tritt er bei der Navy in Dienst und war dadurch einige Zeit in Japan im Einsatz. Nach dem Krieg kehrte er in die USA zurück und begann bei einer Werkzeugfirma zu arbeiten. Danach gelang es ihm, Werkzeuge aus Plastik herzustellen und die Plastikfabrik „Apollo Plastics“ zu gründen, die ihm ein Vermögen einbrachte.

Ära Spera im Jüdischen Museum

Später förderte und sammelte Edlis zeitgenössische Kunst und baute mit seiner Frau Gael Neeson eine – laut des Jüdischen Museums – spektakuläre Sammlung inklusive provokanter Kunstwerke auf. Die Ausstellung „Eine (un-)erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach ihm“ kann bis zum 2. Oktober besucht werden.