Leopold Museum Wien
ALFRED KUBIN
Bekenntnisse einer gequälten Seele

16.04.2022–24.07.2022
© Leopold Museum/ Foto: Lisa Rastl
© Leopold Museum/ Foto: Lisa Rastl
Kultur

Alfred Kubin: seine Qual, seine Bilder

Zu einer „Reise in das Ungewisse“ lädt das Leopold Museum mit seiner Ausstellung „Alfred Kubin – Bekenntnisse einer gequälten Seele“. Zu sehen sind düstere Bilder, in denen Kubin seine eigenen Zwänge und Ängste umgesetzt hat.

Es ist ein Eintauchen in surreale, oft albtraumhafte Welten, das ab Samstag möglich ist. Für Direktor Hans-Peter Wipplinger geht es um „eine Reise in die innersten Empfindungswelten des Künstlers“. Er hat die große Frühjahrsausstellung des Leopold Museums persönlich kuratiert und dafür weit über 200 Werke zusammengetragen. So ist es nicht nur die meist in schwarz-weiß gehaltene Bildsprache des am 10. April 1877 geborenen Kubin, der man in den elf Sälen begegnet.

Ihr werden Vorbilder und Zeitgenossen gegenübergestellt. Von Francisco de Goya über Max Klinger bis zu Edvard Munch reicht die Auswahl, und sie ist keineswegs auf das Malerische beschränkt. Immerhin hat Kubin selbst 1909 den fantastischen Roman „Die andere Seite“ veröffentlicht. Sein Werk ist zudem beeinflusst von literarischen Inspirationsquellen wie E.T.A. Hoffmann oder Edgar Allan Poe.

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Leopold Museum Wien
ALFRED KUBIN
Bekenntnisse einer gequälten Seele

16.04.2022–24.07.2022
© Leopold Museum/ Foto: Lisa Rastl

Leopold Museum Wien
ALFRED KUBIN
Bekenntnisse einer gequälten Seele

16.04.2022–24.07.2022
© Leopold Museum/ Foto: Lisa Rastl

Leopold Museum Wien
ALFRED KUBIN
Bekenntnisse einer gequälten Seele

16.04.2022–24.07.2022
© Leopold Museum/ Foto: Lisa Rastl

Leopold Museum Wien
ALFRED KUBIN
Bekenntnisse einer gequälten Seele

16.04.2022–24.07.2022
© Leopold Museum/ Foto: Lisa Rastl

Leopold Museum Wien
ALFRED KUBIN
Bekenntnisse einer gequälten Seele

16.04.2022–24.07.2022
© Leopold Museum/ Foto: Lisa Rastl

„Rattenhaus“ und „Ins Unbekannte“

Das Unheimliche und Ungewisse, es ist stets präsent in Kubins Werk: Beispielsweise wenn man die Massen betrachtet, die sich im Bild „Ins Unbekannte“ auf dem Weg in einen riesigen Schlund befinden. Oder aber die ominöse Stimmung, die von seinem „Rattenhaus“ ausgeht, aus dem selbst die Tiere flüchten. Dass man sich oft wie auf einer Achterbahn ohne Kontrolle fühlt, empfand offenbar auch schon Kubin: Sein „Der Mensch“ ist eine Figur, der gewissermaßen Richtung Horizont und Abgrund gleichermaßen unterwegs ist. Ein Ausweg scheint nicht möglich.

Die Auseinandersetzung mit Kubins Werk bedeute auch, „in kulturhistorische und gesellschaftliche Phänomene einzutauchen, die das geistige Fluidum des untergehenden Habsburgerreiches ausmachten und die Kubins Wesen und Kunst prägten", so Wipplinger. "Seine dystopischen Visualisierungen, die den Symbolismus und die fantastische Kunst des 19. Jahrhunderts fortführen, setzen sich aus realer und imaginärer Wirklichkeit zusammen: eine Synthese, in der das Unheimliche der pessimistischen Weltkonstruktionen immer wieder mit Humor, Ironie und Übertreibung versehen ist.“

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Nach der Schlacht
bpk | Hamburger Kunsthalle | Christoph Irrgang
ALFRED KUBIN, Der Tod als Reiter, 1906
© Leopold Museum, Wien | Foto: Leopold Museum, Wien © Eberhard Spangenberg, München/Bildrecht, Wien 2022
ALFRED KUBIN, Alptraum, 1899/1900
© Leopold Museum, Wien | Foto: Leopold Museum, Wien © Eberhard Spangenberg, München/Bildrecht, Wien 2022
ALFRED KUBIN, Unser aller Mutter Erde, 1902
© Leopold Privatsammlung | Foto: Leopold Museum, Wien © Eberhard Spangenberg, München/Bildrecht, Wien 2022
ALFRED KUBIN, Der beste Arzt, um 1901
© Leopold Museum, Wien | Foto: Leopold Museum, Wien © Eberhard Spangenberg, München/Bildrecht, Wien 2022
ALFRED KUBIN, Der Krieg, 1907 © Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München © Eberhard Spangenberg, München/Bildrecht, Wien 2022
EMMY HAESELE, Alfred Kubin am Schreibtisch sitzend, undatiert © Sammlung Altnöder, Salzburg
Foto: Leopold Museum, Wien/artscope © Nachlass Emmy Haesele

Vielfältige Einflüsse und Eindrücke

Die inhaltliche Stoßrichtung ist bei Kubin gut nachvollziehbar, führt man sich seine Lebensgeschichte vor Augen. Seine Mutter starb, als er zehn Jahre alt war, das Verhältnis zum Vater war zeitlebens ein schwieriges und von Zurückweisung geprägt. Zudem stand er unter dem Eindruck der gesellschaftlichen Umwälzungen zur Jahrhundertwende, dem Niedergang des Habsburger Reiches und von zwei Weltkriegen. Seine Beschäftigung mit Geburt, Leben und Tod erscheint vor diesem Hintergrund nur konsequent.

Ausstellungshinweis

„Alfred Kubin – Bekenntnisse einer gequälten Seele“, 16. April bis 24. Juli, Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien, Mittwoch bis Montag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Dienstag geschlossen. Zur Ausstellung ist ein Katalog (328 Seiten, 29,90 Euro) erschienen

All das mündete in Traumwelten, furchterregende Mischwesen, aber auch unheimliche Orte, die Kubin darstellte. Dazu kam die Darstellung des Weiblichen meist als Bedrohung, während der männliche Part nicht selten in Richtung eines Opfers gedeutet wurde – oder aber in Aggression umschlug. Er habe „eine dämonische Gegenwelt“ entwickelt, so Wipplinger, „in welcher der Mensch unheilvollen Schicksalsfiguren ohnmächtig ausgeliefert ist“.

Naturgemäß findet sich dabei der Schrecken des Krieges wieder, wenngleich abstrahiert und ins Monströse verdreht. Nicht nur deshalb wirkt das Werk des 1959 verstorbenen Künstlers in einer von Pandemie und Krieg geprägten Welt ungemein zeitgemäß.