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Religion

Ukraine-Pfarrer: „Menschen wollen zurück“

Mehr als 2.000 Gläubige werden am Ostersonntag in der Innenstadt in der ukrainisch-katholischen St.Barbara-Kirche erwartet. Pfarrer Taras Chagala will ihnen Mut machen. Im „Wien heute“-Interview sagte er, 99 Prozent der Menschen wollen in die Ukraine zurück.

„Das Leben ist stärker als der Tod. Das Licht kann jede Dunkelheit erhellen. Wir sollen Mut haben und dürfen die Hoffnung nicht verlieren." Das ist die Botschaft, die Chagala weitergeben möchte. Mit den aus der Ukraine geflüchteten Menschen kämen Tag für Tag auch Geschichten nach Wien, etwa die einer Frau aus einem kleinen Dorf.

Pfarrer Chagala im „Wien heute“-Gespräch

Sie habe erzählt, dass eines Tages ein Panzer in ihr Lebensmittelgeschäft gefahren sei. Die Soldaten hätten sich an den Waren bedient. Sie sei nach Wien geflüchtet, habe alles verloren. „Für mich als Priester ist es wichtig, solche Menschen zu unterstützen und das gute Wort zu finden“, sagte Chagala.

Er betonte auch, dass die Ukrainer keine Flüchtlinge, sondern vielmehr Schutzsuchende seien: „Die haben nicht vor, hier zu bleiben, die kehren zurück.“ Es gebe Flüchtlinge, die mit dem Gedanken kämen, in Wien zu bleiben. Doch die Ukrainer, die nach Österreich kommen, seien zu 99 Prozent nur vorübergehend hier. Chagala: "Die sagen das ganz offen, ich will da nicht bleiben, ich möchte zurück. Deshalb unterscheidet auch das Gesetz zwischen Flüchtlingen und Menschen aus der Urkaine.“

Putin „irgendwo am Ende“ der Gebetsliste

Sehr offen sprach der Priester über den russischen Präsidenten Putin. Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn habe gemeint, es mache Sinn, für die Bekehrung Putins zu sprechen – mehr dazu in Interview Schönborn (religion.ORF.at). Chagala meinte dazu, er bete für die leidenden Menschen, „für die, die ihre Nächsten verloren haben, für die, die Trost suchen – mein Gebetszettel ist ziemlich lang. Und wenn dort Putin vorkommt, dann irgendwo am Ende.“

Sehr überrascht habe ihn, wie groß die Solidarität der Menschen sei. Diese hätten nicht nur gespendet, "sondern auch mitgetan oder uns mit Worten unterstützt. Ein herzliches Dankeschön an jeden Österreicher der zu uns gekommen ist, und auch an die, die das noch immer tun.“ In der St. Barbara Kirche in der Postgasse werden seit Beginn des Krieges Spenden für die Ukraine gesammelt. Über 620.000 Euro sind bisher zusammengekommen. Mitorganisiert wird die Aktion auch von Chagala selbst.