Zivildiener
ORF.at/Peter Pfeiffer
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Soziales

Rotes Kreuz sucht Zivildiener

Wegen geburtenschwacher Jahrgänge und der steigenden Zahl an Untauglichen kommt es vor allem in der ersten Jahreshälfte zu Engpässen bei Zivildienern. Um dem entgegenzuwirken, hat das Wiener Rote Kreuz zusätzliche Bewerbungstermine eingeführt.

Im für Zivildienst zuständigen Landwirtschaftsministerium kennt man das Problem der unterschiedlich beliebten Termine für den Zivildienstbeginn. „Während vor allem in der ersten Jahreshälfte teilweise zu wenige Zivildiener zur Verfügung stehen, gibt es von Juli bis Jänner – nach der Matura oder dem Schulabschluss – österreichweit ausreichend Zivildiener“, heißt es aus dem Ministerium.

Um der „saisonalen schwankenden Nachfrage“ entegegenzuwirken, bietet das Wiener Rote Kreuz heuer erstmals das ganze Jahr über Starttermine an. „Neu hinzugekommen sind Starttermine im Jänner, Februar und im August mit jeweils 25 Aufnahmen. Insgesamt kann man damit im Jänner, Februar, Mai, Juli, August, Oktober oder Dezember mit dem Zivildienst starten“, so eine Rot Kreuz-Sprecherin.

„Mehr Zivildiener wären wünschenswert“

Auch die Wiener Caritas kennt das Problem der beliebteren zweiten Jahreshälfte für den Zivildienstbeginn. Für den Termin im Juli habe man bis jetzt erst 20 Prozent der Stellen besetzt, sagte ein Sprecher, „während der Termin im Oktober schon super“ nachgefragt ist.

Der Wiener Samariterbund, der Termine im Jänner, März, Mai, August, September und November bietet, ist mit den Bewerbungen derzeit zufrieden. In den ersten drei Monaten des Jahres haben dort 102 Zivildiener begonnen. Im gesamten Vorjahr waren es 327. Allerdings hätte die Organisation insgesamt gern mehr Zivildiener vom Bund.

„Gerade während der Hochzeiten der Corona-Pandemie, wo unser Rettung- und Krankentransportwesen vor besondere Herausforderungen gestellt war, hat sich der Mangel an Zivildienern bemerkbar gemacht. Wir führen das vor allem auf geburtenschwache Jahrgänge zurück. Mehr Zivildiener wären wünschenswert“, so eine Sprecherin.

„Bedarf in Wien zu 93,7 Prozent gedeckt“

Im Vorjahr wurden in Wien 3.330 Zivildiener zugewiesen, damit liegt Wien an der Spitze der Zuweisungsstatistik. Es folgen Oberösterreich mit 2.700, Niederösterreich mit 2.261 und die Steiermark mit 1.822 Zivildienern. „Trotz geburtenschwacher Jahrgänge, der großen Zahl an Untauglichen in den letzten Jahren und der zunehmenden alternativen Freiwilligendienste konnte der Bedarf 2021 in Wien zu 93,7 Prozent gedeckt werden. Das ist ein sehr guter Wert und deutlich über dem Österreichdurchschnitt von 87,4 Prozent“, heißt es von Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

In Wien waren 68,2 Prozent der Stellungspflichtigen im Vorjahr tauglich. Davon haben sich 48,4 Prozent für den Zivildienst entschieden. Erstmals unter den Zivildienern waren auch die sogenannten „Teiltauglichen“.

Um geburtenschwachen Jahrgängen entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung voriges Jahr die Teiltauglichkeit eingeführt. Dadurch sollen auch Männer mit leichten körperlichen Einschränkungen den Grundwehr- und Zivildienst leisten. Sie würden Einrichtungen zugewiesen werden, bei denen sie Tätigkeiten mit geringer körperlicher Belastung ausüben sollen. Im Jahr 2021 waren österreichweit rund 200 teiltaugliche Männer zivildienstpflichtig, davon rund 60 in Wien.