CHRONIK

Fest der Freude erstmals mit Führungen

Im Vorfeld des Fests der Freude am 8. Mai finden erstmals Führungen für Jugendliche statt. Sechs Stationen auf dem Heldenplatz wie Burgtor, „Hitler-Balkon“ oder Deserteursdenkmal werden erläutert.

Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) will bei den Rundgängen den Jugendlichen die Bedeutung des 8. Mais näherbringen. Die Rundgänge, die im Vorfeld des Fests der Freude von 25. April bis zum 8. Mai stattfinden, führen in zwei Stunden zu sechs Stationen. Dabei sollen Bezüge zur Lebensrealität der Jugendlichen hergestellt werden, sagte MKÖ-Geschäftsführerin Christa Bauer bei einer Pressekonferenz.

Für die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen und somit auch für das MKÖ sei die Sensibilisierungsarbeit mit Jugendlichen von großer Bedeutung, betonte Bauer. Bei den kostenlosen Führungen würden nicht nur der 8. Mai und damit der Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, sondern auch das Betrauern dieser Niederlage durch Burschenschafter, die NS-Verbrechen und die Geschehnisse, die dahin führten sowie die Geschichte des Heldenplatzes im Fokus stehen. Anmeldungen sind unter www.festderfreude.at möglich.

Erklärungen zu Deserteursdenkmal und Burgtor

Halt macht der Rundgang etwa beim Äußeren Burgtor, beim Deserteursdenkmal und beim sogenannten „Hitler-Balkon“. Hier erklärten Vermittler Stephan Turmalin und Erik Stettler, die am Donnerstag eine erste Jugendgruppe auf dem Rundgang begleiteten, dass zahlreiche Österreicher am Heldenplatz für den Anschluss an Nazideutschland jubelten, Österreich sich aber nach dem Krieg als Opfer darstellte. Es waren nicht alle, aber viele würden reichen, reagierte Stettler auf die Bemerkung eines Schülers, der meinte, nicht alle Österreicher seien damals am Heldenplatz anwesend gewesen.

Rede von Bundespräsident und Zeitzeugin

Das Fest der Freude wird am 8. Mai zum zehnten Mal gefeiert. Wurden die Botschafter von Russland und Belarus vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs noch gebeten, nicht an der Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 15. Mai teilzunehmen, können beim Fest der Freude „alle kommen“, sagte Bauer. Bei dieser Veranstaltung werde im Gegensatz zur Befreiungsfeier nämlich niemand explizit eingeladen.

Highlight der Veranstaltung am Heldenplatz ist eine Rede der Zeitzeugin Erika Freeman – die Jüdin flüchtete im Alter von 12 Jahren vor dem Nationalsozialismus in die USA. Reden werden auch Bundespräsident Alexander van der Bellen und MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi. Zum Themenschwerpunkt „Politischer Widerstand“ wird ein Kurzfilm gezeigt, für Musik sorgen unter anderem Konstantin Wecker, die Wiener Symphoniker und Lahav Shani.