Neurologe Michael Stingl
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Coronavirus

Long-Covid-Arzt: „Bin komplett überlaufen“

Der Neurologe Michael Stingl hat seit Pandemiebeginn über 250 Patientinnen mit Long Covid behandelt. Im „Wien heute“-Interview erzählt er, dass seine Ordination „komplett überlaufen“ ist und kritisiert, dass das Gesundheitssystem Betroffene nicht ausreichend betreut.

Die Wartezeiten seien „leider viel zu lange. Ich bin komplett überlaufen. Es war eine Tatsache von früh weg, dass Leute anhaltende Probleme haben. Es ist so, dass ich überhaupt limitieren muss, wieviele Patienten ich neu sehen kann. Man muss leider Monate warten“, so Stingl in der Gesprächsreihe 2Bei Budgen“ Samstagabend.

Wann Long-Covid beginnt

Die Schwelle, ab wann man von Long Covid spricht, liege bei vier Wochen, erklärt der Arzt. An sich sei es nicht ungewöhnlich, dass man sich nach einer viralen Infektion nicht fit fühle. "Problematisch ist, wenn das über Monate nicht zurückgeht. Es gibt Studien, die ganz gut zeigen, dass in den ersten drei bis vier Monaten eine gewisse Verbesserung stattfindet. Und alles was darüber hinausgeht geht, nur sehr träge vonstatten geht. Und das ist das große Problem.“

Immer mehr Long-CoV Patienten

Während die Zahl der Spitalspatientinnen und -patienten mit 539 so niedrig ist wie zuletzt Anfang Februar, steigen andere Zahlen – nämlich die jener Patientinnen und Patienten mit Long-Covid.

Wenn man Probleme etwa beim Stiegensteigen oder normalen Alltagstätigkeiten bemerke, sollte man das auf jeden Fall abklären lassen, rät der Neurologe. „Es ist eine massive Erschöpfung." Die Versorgung von Menschen mit Long-Covid-Symptomen laufe in Österreich allerdings „nicht so, wie unser Gesundheitssystem das leisten sollte“, kritisiert er.