Abwärme aus Wiener Rechenzentrum heizt ab 2023 Großspital. Im Bild: Das Rechenzentrum in Floridsdorf
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Klima & Umwelt

Abwärme aus Rechenzentrum heizt Spital

Das Streamen eines Filmes könnte künftig der Heizung eines Spitals dienen. Denn Abwärme aus Serverräumen eines Rechenzentrums – in dem auch ein Streaminganbieter seine Geräte hat – wird ab 2023 für die Energieversorgung der Klinik Floridsdorf verwendet.

50 bis 70 Prozent des Wärmebedarfs des Krankenhauses will man dadurch abdecken. Die Cloud ist ein Großkomplex an der Brünner Straße: Das private Unternehmen Interxion betreibt dort auf einem einst von der Firma Elin genutzten Areal den angeblich größten Rechenzentrumscampus des Landes. Von außen sind die Dimensionen der Anlage nicht zu erkennen. Doch hinter der Fassade eines schlichten Bürogebäudes verbirgt sich auf Tausenden Quadratmetern ein Netz aus Gängen und Räumen mit IT-Gerätschaften. Insgesamt sind dort rund 120.000 Server untergebracht.

Abwärme aus Wiener Rechenzentrum heizt ab 2023 Großspital. Im Bild: Server im Rechenzentrum in Floridsdorf
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Geballte IT-Technik lagert in den Gängen des Rechenzentrums

Wärmepumpe zwischen den Gebäuden

Wessen Daten in welchem Raum schlummern, wissen nur eingeweihte Personen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind generell sehr streng. Ohne Registrierung und Begleitung darf keine betriebsfremde Person das Haus betreten. Mehr als 100 Firmen nutzen das Angebot, viele Kunden wollen jedoch nicht, dass man sie nennt, wie bei einem Medientermin betont wurde.

Die Digitalisierung benötigt nicht nur eine komplexe Infrastruktur, sondern auch die richtige Temperatur. Server müssen permanent gekühlt werden, um nicht zu überhitzen. Das wiederum erwärmt das Kühlwasser im Floridsdorfer Campus, nämlich auf rund 26 Grad. Hier setzt nun das gemeinsam mit der Wien Energie und dem Gesundheitsverbund realisierte Projekt an. Die Flüssigkeit macht sich nach erfolgtem Einsatz künftig mittels Rohrleitung auf den Weg zum Nachbarn.

Abwärme aus Wiener Rechenzentrum heizt ab 2023 Großspital: Im Bild: Ein Blick auf den Gebäudekopmplex in dem die Server untergebracht sind
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Kooperation von Klinik Floridsdorf und Interxion

Denn die Klinik Floridsdorf ist nur wenige hundert Meter entfernt. Zwischen den beiden Gebäuden wird bis 2023 eine Wärmepumpe errichtet, deren Energiebedarf unter anderem durch ein Windrad gedeckt werden soll. In der Anlage wird dem Wasser die Wärmeenergie entzogen und das Heizwasser für das Krankenhaus auf bis zu 82 Grad temperiert. Das kalte Wasser fließt wieder zurück ins Rechenzentrum, wo es wieder zur Kühlung herangezogen wird.

3,5 Millionen Euro Kosten

Das Spital, das einst unter dem Begriff Krankenhaus Nord firmierte, verfügt über insgesamt 90.000 Laufmeter Heizung bzw. einen jährlichen Warmwasserverbrauch von 73.000 Kubikmetern. Beheizt wird die Klinik an 150 Tagen im Jahr.

Die Kooperation mit dem Nachbarbetrieb soll CO2-Einsparungen in der Höhe von 4.000 Tonnen pro Jahr ermöglichen. Die Investitionen wurden heute mit 3,5 Millionen Euro beziffert, wobei ein finanzieller Zuschuss aus Mitteln der Umweltförderung des Bundes gewährt wurde.

Präsentiert wurde das Vorhaben von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) sowie Vertretern der Projektpartner. Gewessler verwies darauf, dass derartige Konzepte dazu beitragen würden, dass die in Österreich benötigte Energie auch hier produziert werden könne. „Wir nutzen die Energie, die ohnehin da ist“, hob die Ressortchefin hervor.