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Chronik

Restitutionsforderung bei MUK-Feier

Überraschend für die Teilnehmer an einer Gedenkfeier zum 75-Jahr-Jubiläum der Musik und Kunst Universität (MUK) hat dabei ein Nachkomme einer im KZ ermordeten jüdischen Studentin eine Entschädigung für ein Grinzinger Grundstück gefordert.

Zunächst verlief alles wie geplant. Im Zuge der Jubiläumsfeier wurde ein Buch an Angehörige der im KZ ermordeten Else Bienenfeld rückerstattet. Nachkommen der Familie nahmen es entgegen. Es sei wunderbar, was heute passiere, „aber ich musste viele Jahre zusehen, wie meine Familie unter all den schmerzlichen Erfahrungen gelitten hat“, sagte eine der Nachkommen.

Stadt zahlte eine Million Schilling

Doch dann – offenbar für alle Anwesenden überraschend – forderte Nick Deyong, einer der Nachkommen, eine Entschädigung für jenes Grundstück in der Grinzinger Allee, auf dem einst die Villa der Familie Blauhorn gestanden ist, die von den Nazis enteignet worden ist. Nach dem Krieg bekam die Familie die Villa zwar wieder zurück, allerdings, wie Nachfahre Nick Deyong betonte, unter der Auflage, den Besitz an die Stadt Wien zu verkaufen.

Eine Million Schilling bezahlte die Stadt Wien im Jahr 1951 dafür, ein Betrag weit unter dem wahren Wert. Die Villa wurde abgerissen und ein Gemeindebau auf dem Grundstück errichtet. Seit Dienstag erinnert dort eine Gedenktafel daran.

Restitution gefordert

Symbolische Rückgabe angestrebt

Deyong forderte nun die Stadt bei der Feier für die MUK auf, weiterzugehen als nur eine Gedenktafel anzubringen: „Man soll mit uns zusammenarbeiten – und unser Eigentum wieder zurückgeben.“ Er wolle mit der Entschädigungssumme einen Charity Fond für Menschen in Not gründen. Unterstützt wird die Forderung vom Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde: „Wenn es Sachen gibt im Besitz des Bundes oder in dem Fall der Stadt Wien, dann gehören diese Dinge an die früheren Besitzer oder Nachkommen restitutiert“, sagte Präsident Oskar Deutsch.

„Wir streben eine symbolische Rückgabe an, denn physisch kann der Besitz nicht mehr restituiert werden“, sagte Deyong. Die Stadt Wien will sich diesen Fall genau anschauen, der just an jenem Tag wieder aktuell geworden ist, an dem auch am MUK eine Gedenktafel zur Erinnerung an nationalsozialistische Übernahmen enthüllt wurde.