Hier werden die Litzen fixiert, bevor das Experiment beginng
Drahtseil-Prüfanlagen der Welt wurde nun an der TU Wien
TU Wien/ Matthias Heisler
TU Wien/ Matthias Heisler
Wissenschaft

TU Wien checkt Brückenseile in Windeseile

Die Technische Universität (TU) Wien hat nun die „mächtigste Drahtseil-Prüfanlage der Welt“ in Betrieb genommen. Stahlseile für den Brückenbau müssen normalerweise monatelang getestet werden, das soll nun in wenigen Stunden gelingen.

Die Überprüfung der Stahlseile ist üblicherweise sehr aufwendig und benötigt viel Zeit und Energie. An der TU Wien wurde nun ein neues Prüfverfahren entwickelt, das derartige Tests in Stunden statt in Monaten schafft. Laut TU ist es eine der mächtigsten Drahtseilprüfanlagen der Welt.

Zur Überprüfung von Stahlseilen werden diese derzeit „in servo-hydraulischen Prüfanlagen immer und immer wieder extremen Kräften ausgesetzt – etwa einmal alle ein bis zwei Sekunden, und das über ein bis zwei Monate hinweg“, erklärte Wolfgang Träger vom Institut für Tragkonstruktionen der TU Wien in einer Aussendung. Nach rund zwei Millionen solcher Belastungen lasse sich dann sagen, ob das Seil eine ausreichende Ermüdungsfestigkeit aufweise.

Zeit und Energie soll eingespart werden

Das von Johann Kollegger entwickelte neue Prüfverfahren folgt einem anderen Konzept: Dabei wird ein 20 Tonnen schwerer Stahlrahmen zwischen zwei Seilen festgezurrt: auf der einen Seite das zu überprüfende Brückenseil, auf der anderen Seite ein starkes Behelfsseil. Durch zwei rotierende Massen kann der ganze Stahlrahmen zum Schwingen angeregt werden und zwar exakt in Richtung der Seile, mit genau vorgegebener Frequenz und Amplitude.

Zwischen zwei Seilen wird ein zwanzig Tonnen schwerer Stahlrahmen festgezurrt – auf der einen Seite das Seil, das man überprüfen möchte, auf der anderen Seite ein starkes Behelfsseil.

So wird das zu überprüfende Seil in seiner eigenen Resonanzfrequenz zum Schwingen gebracht und bis zu 30-mal pro Sekunde wechselnd belastet. Bei jedem einzelnen Belastungszyklus wird das Seil fünf Millimeter gedehnt, dann wird es um zehn Millimeter kürzer, bevor es wieder seine Ausgangslage erreicht. Damit erhält man bereits im Lauf eines einzigen Tages zuverlässige Daten über das Dauerschwingverhalten. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Energie: Der Energieeinsatz wird laut TU im Vergleich zu bestehenden Anlagen um den Faktor 1.000 gesenkt, die Prüfdauer um den Faktor 30 bis 60.

Im Anschluss an den Dauerschwingversuch wird das Seil mit einer Kraft von 42 Meganewton belastet, um seine Tragfähigkeit zu testen. Das entspricht der Gewichtskraft von rund 50 Eisenbahnlokomotiven oder knapp 1.000 Elefanten. Die neue Prüfanlage wird von der TU und TÜV Austria am Science Center der TU Wien am Arsenal betrieben.