Teuerungen, Einkauf, Supermarkt, Lebensmittel, Essen
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Wirtschaft

Keine Versorgungs-, sondern Preiskrise

Die Versorgung mit Lebensmitteln sei gesichert, der Preis dafür werde aber steigen. So lautet in Kurzform das Ergebnis eines Gipfels zur Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln. Ein Weg weg von der Teuerung ist aber noch nicht gefunden.

Es sind schlechte Nachrichten für all jene Wienerinnen und Wiener, die sich schon jetzt Lebensmittel kaum mehr leisten können. Vieles ist teurer geworden, im Durchschnitt um sechs Prozent. Die Preise von Brot, Milch und Öl sind besonders stark gestiegen. Eine schnelle Hilfe in Form einer Entlastung ist nicht in Sicht.

Vielmehr ist zu erwarten, dass die Preise weiter steigen, sagt etwa Gabriel Felbermayr, Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO): „Wir sollten und darauf vorbereiten, dass im Lebensmittelbereich noch Preissteigerungen kommen, die jetzt noch gar nicht realisiert sind.“ Maßnahmen gegen die Teuerung werden zwar diskutiert, doch Entscheidungen stehen aus. Neben den Konsumenten leiden auch die Bauern, speziell unter den steigenden Preisen für Energie und Düngemittel.

Kleinere Engpässe bei Öl, Mehl und Nudeln

Der Ukraine-Krieg sorgt auch für Probleme in den Lieferketten: Vor allem bei Sonnenblumen- und Rapsöl gibt es Lieferschwierigkeiten. Problematisch ist aber die Teuerung bei Lebensmitteln. Ein großes Treffen im Bundeskanzleramt ist heute ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen.

Versorgung nicht gefährdet

Die Versorgung mit Lebensmitteln sei trotz allem insbesondere durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine aber nicht gefährdet, sagt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP): "Das alles haben wir heute intensiv diskutiert, mit dem klaren Bekenntnis und der klaren Maßnahme, die wir auch in Österreich verfolgen, dass wir die Eigenproduktion, die Eigenversorgung in unserem Land, massiv stärken wollen.“ Rund 90 Prozent der Grundnahrungsmittel werden in Österreich produziert.

Als rasche Hilfe gegen die steigenden Preise für die Konsumenten fordern Arbeiterkammer und SPÖ schon seit längerem die Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Das bringe zwar einen gewissen Streuverlust mit sich, weil auch Gruppen betroffen sind, die das nicht wirklich brauchen, sagt Bürgermeister Michael Ludwig, „aber es ist eine unbürokratische, schnelle Möglichkeit, Lebensmittelpreise für alle Menschen zu reduzieren“.

Doch diesen Vorschlag lehnt die türkis-grüne Bundesregierung ebenso ab wie die Forderung der FPÖ, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel zu senken. Ihr Argument: Das sei keine zielgerichtete Maßnahme. Doch die Zeit drängt. Denn der Geschäfts-führer des Österreichischen Handelsverbandes, Rainer Will, rechnet damit, dass die Preise weiter steigen.

Tierische Produkte werden weiter teurer

Will begründete im „Wien heute“-Gespräch eine erste Teuerung bei pflanzlichen Produkten damit, dass die Ukraine die Kornkammer Europas sei und auch viele andere Rohstoffe aus dieser Region kämen. Er erwarte Preissteigerungen aber auch bei tierischen Produkten wie Eiern, Fleisch und Käse. Hier würden die steigenden Energiepreise spürbar, weil dadurch auch Produktion und Transport teurer würden.

„Mehr Netto vom Brutto“

Will hatte zuvor beim Versorgungsgipfel erklärt, dass die Preise im Großhandel um 25 Prozent explodiert seien. Als wirksamste Mittel, um der Teuerung gegenzusteuern, forderte Will „mehr Netto vom Brutto und damit die kalte Progression abschaffen, um damit die arbeitende Bevölkerung zu entlasten und zum anderen bei der Ursache ansetzen, bei den Energiekosten. Hier soll der Staat die Gebühren und Abgaben der Bevölkerung zurückgeben“.

Sicher auszuschließen ist laut Will, dass die Supermarktketten die Situation ausnutzen: „Wir geben derzeit nur ein Fünftel der Preiserhöhungen an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter. Wir kaufen, wie gesagt, um 25 Prozent teurer ein. Und die Teuerung bei den Lebensmitteln ist unter der durchschnittliche Inflation mit 5,8 Prozent und damit weit hinter Energiekosten und den Ursachen.“