Johannes Steinhart
Anna Rauchenberger
Anna Rauchenberger
Chronik

Ärztekammer gegen „Kassenärzte-Pflicht“

Der Vorstoß des Gesundheitsministers für eine verpflichtende befristete Kassenarzt-Tätigkeit von Medizin-Absolventen sorgt weiterhin für Empörung: Der neue Wiener Ärztekammer-Chef spricht von einer „Ungeheuerlichkeit“ und „Kriegserklärung“.

Ärztekammer-Chef Johannes Steinhart sprach im Ö1-Morgenjournal von einer „Ungeheuerlichkeit“ und einem „Holzweg“ – und in der Sonntags-„Presse“ von einer „Kriegserklärung des Ministers“, auf die man „entsprechend antworten“ werde.

Wahlarzt-Streit: „Ungeheuerlichkeit“

Der Wiener Ärztekammer-Chef Johannes Steinhart kritisiert den Vorschlag von Gesundheitsminister Johannes Rauch, Medizinabsolventinnen und -absolventen zeitweise verpflichtend als Kassaärztinnen und -ärzte arbeiten zu lassen.

„Das wird ein Konflikt“

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat in der „Tiroler Tageszeitung“ vom Freitag den Vorschlag auf den Tisch gelegt, junge Ärzte nach dem Studium zu verpflichten, über eine bestimmte Zeit für etwa ein, zwei Tage die Woche als Kassenarzt zu arbeiten. Denn der größte Teil der ausgebildeten Ärzteschaft gehe sofort in eine Wahlarztpraxis, nur wenige seien bereit, einen Kassenvertrag im niedergelassenen Bereich anzunehmen. „Das wird ein Konflikt mit der Ärztekammer – und den bin ich bereit zu führen“, hatte Rauch nachgeschoben.

Dies bestätigte sich, bei der Ärztekammer gingen die Wogen hoch. Präsident Thomas Szekeres konterte umgehend, die Ärzte hätten sich für ihre „übermenschlichen“ Leistungen während der Pandemie Anerkennung erwartet und nicht dass der Minister „Zwangsarbeit in Aussicht stellt“. Auch Steinhart – der Favorit für die anstehende Präsidentenwahl – empörte sich schon am Freitag über die „totalitären Ideen von Zwangsarbeit“.

Ärztekammer will „entsprechend antworten“

„Es ist offensichtlich jetzt im politischen Spiel ‚DDR 3.0‘ entstanden: wir verpflichten, wir zwingen. Und wenn man wirklich verhindern will, dass noch jemand Medizin studiert, dann argumentiert man genau so, dass man alles jetzt mit Zwangsverpflichtungen auch noch schmücken möchte“, legte er gegenüber Ö1 nach.

Und im „Presse“-Interview nannte er es „spannend, dass uns der Gesundheitsminister gleich die Kriegserklärung mitschickt“. „Wir nehmen das zur Kenntnis. Und wir werden entsprechend antworten“, sagte Steinhart. Ob diese Antwort bis hin zum Streik führen kann, verriet er nicht, denn „ich mag bei der Lizitation der Eskalation des Ministers nicht mitspielen“.