Wäre die Rettungsübung im Raimund Theater ein Stück, dann könnte es den Titel „Er hing oben in den Seilen, sie im Unterboden“ tragen. Die Starbesetzung des Vormittags lautete Wiener Berufsfeuerwehr und Berufsrettung sowie die Höhenarbeiter des Theaters. Das Raimundtheater stellt für ihre Auftritte seine Bühne jedenfalls gerne zur Verfügung.
„Vom höchsten Punkt des Theaters bis hinunter sind es 21 Meter. Man würde sehr tief fallen. Wir haben Mitarbeiter, die in Höhenarbeit ausgebildet sind. Aber man kann nie ausschließen, dass einem auf dieser Höhe schlecht wird oder man plötzlich in einem Zustand ist, in dem man sich nicht mehr runtertraut“, so Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien im „Wien heute“-Interview.
Höhenretter meist bei abgestürzten Personen im Einsatz
Durchgespielt wurde dann genau das – die ganze Rettungsszene dauerte nur wenige Minuten. Eine gute Übung für die Höhenretter der Feuerwehr. Wobei dieses Szenario bei den Höhenrettern eher selten vorkommt: „Wir werden oft zu abgestürzten Personen mitalarmiert beziehungsweise zu technischen Einsätzen. Wenn zum Beispiel ein Baum in einen Innenhof zu stürzen droht oder bei losen Fassadenteilen in einem Innenhof, wo man mit der Drehleiter nicht hinkommt, oder bei Dachbränden bei Sicherungsarbeiten“, schilderte Patrick Konlechner, Höhenretter der Berufsfeuerwehr Wien.
Feuerwehrübung im Raimundtheater
Wo sonst die Proben für das aktuelle Musical „Miss Saigon“ stattfinden, ist heute der Ernstfall mit Feuerwehr und Rettung geübt worden. Die Schauspieler in gespielter Not waren Bühnen-Höhenarbeiter, die sich etwa um die Scheinwerfer kümmern. Bei verschiedenen Übungen sind sie befreit und gerettet worden.
In den Übungsseilen hing Markus Glocker – trotz seiner Ausbildung eine neue Erfahrung für den Höhenarbeiter. „Weil man nicht auf sich selbst angewiesen ist, sondern darauf vertrauen muss, dass man gerettet wird. Aber die Kollegen haben das sehr gut hinbekommen“, so Glocker. Und während in diesem Szenario in Akt 1 der Höhenarbeiter die Hauptrolle hatte, in Akt 2 der Höhenretter, kam die tragende Rolle für die Berufsrettung erst in Akt 3, beim Abtransport der verletzten Person.

Rettungskräfte wurden abgeseilt
Szenenwechsel unter die Bühne: Das Szenario lautete, dass sich eine Mitarbeiterin im Unterboden in einer Notsituation befindet. Sie ist hinuntergefallen und schwer verletzt. Diesmal hatte die Rettung den wichtigsten Part. Die Einsatzkräfte mussten deshalb von der Feuerwehr mit ihrem ganzen Equipment abgeseilt werden.
„In diesem Fall war die Annahme, dass das ein Beckentrauma und ein Oberschenkeltrauma sind. Das sind dann beides zusammen so große Blutungsquellen, dass man die Leute nicht mehr manipulieren kann, die muss man vor Ort so gut wie möglich mobilisieren“, so Patrick Schneider von der Seiltechnik der Berufsrettung Wien. Der Knackpunkt in dieser Szene war der sehr enge Raum, in dem sich die Mitarbeiterin befand. Aber auch dieses Übungsstück hatte ein Happy End.