Mila Mitmach-Minimarkt in Ottakring
Michaela Stankovsky
ORF
Umwelt

Neuer Mitmachsupermarkt im Testbetrieb

„Mila“ heißt ein neuer partizipativer Minimarkt in Ottakring. Die Mitglieder bestimmen gemeinsam das Sortiment und arbeiten selbst im Geschäft mit. Nach einem Crowdfunding startet heute der Testbetrieb – vorläufig noch ohne fixe Mitgliedschaft.

Im Sortiment des „Mila“-Testmarktes sind überwiegend biologisch, regional, saisonal und von Hand produzierte Lebensmittel und Produkte, die dem Angebot eines herkömmlichen Supermarkts ähneln. Die Waren sollten so wenig verpackt wie möglich sein und vor allem zu fairen Preisen angeboten werden.

Ziel sei ein kleines Vollsortiment mit Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs, hieß es vom „Mila“-Verein. Die Angebote sollen dann schrittweise ausgebaut werden. Bisher hat der Verein rund 500 Mitglieder.

Regionalität, Umweltschutz und Tierwohl

Der Testbetrieb in der Haberlgasse hat vorerst an Freitagen von 9.00 bis 18.00 Uhr und an Samstagen von 8.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Später soll der Supermarkt an einem endgültigen Standort auch die Öffnungszeiten der klassischen Supermarktketten übernehmen. Sonst will „Mila“ aber einen anderen Weg als die großen Konzerne gehen.

Regionalität, Umweltschutz und Tierwohl sind die wichtigsten Anliegen. Dabei sollen auch die Bäuerinnen und Bauern eine faire Bezahlung erhalten und die Bedürfnisse der Mitglieder berücksichtigt werden.

Mitgliedsbeitrag vom Einkommen abhängig

Der Minimarkt ist ein Etappenziel, das letztendlich zur Verwirklichung einer Genossenschaft führen soll. In dieser werden alle Entscheidungen demokratisch getroffen. So liegt auch im Minimarkt ein kleines rotes Buch, in das die Mitglieder ihre Wünsche und Vorschläge eintragen können. Beim Testbetrieb können sich Interessierte je nach Einkommen mit einem Jahresbeitrag von 24 oder zwölf Euro beteiligen. Dabei vertraue der Verein auf die Selbsteinschätzung der Mitglieder, so Brigitte Reisenberger von „Mila“ gegenüber wien.ORF.at.

Mitglieder Mila Mitmach-Minimarkt in Ottakring
Michaela Stankovsky
Die Organisatorinnen und Organisatoren des Vereins arbeiten ehrenamtlich

Aber auch ohne fixe Mitgliedschaft kann man im Testbetrieb einkaufen. Auf diese Weise will der Verein schneller an die große Genossenschaftsgründung herankommen. Am Ende wird das Mitarbeiten im Geschäft allerdings Voraussetzung für einen Einkauf sein. Aber auch hier wird die Höhe des Genossenschaftsbeitrages so gestaffelt sein, dass alle Interessierten, ungeachtet der eigenen finanziellen Möglichkeiten, mitmachen können.

Drei Stunden Mitarbeit im Monat

Um günstige und faire Preise anbieten zu können, will „Mila“ bezahlte Arbeit aber auf das nötige Minimum reduzieren. Alle vier Wochen arbeiten die Mitglieder jeweils drei Stunden im Supermarkt mit. Das würde die Idee von „Mila“ als ein sozialer Ort des gemeinsamen Wirtschaftens stärken und die traditionelle Bedeutung von Markt als Ort der Begegnung wiederbeleben, so der Verein.

TV-Hinweis:

„Wien heute“,
19.00 Uhr, ORF2

23.500 Euro wurden gesammelt

Im Februar startete der Verein ein Crowdfunding, um Geld für Grundausstattung und ersten Warenlieferungen zu erhalten und so den Minimarkt eröffnen zu können. 23.500 Euro an Spenden wurden für Regale, Kühlung und ein Kassensystem gesammelt. Weitere Spenden seien aber immer erwünscht, so Reigersberger. Die Ausstattung wird dann zum endgültigen Supermarkt übersiedelt. In zwei bis drei Jahren soll eine Genossenschaft mit tausenden Mitgliedern entstanden sein.

Unterschied zu „Food Cops"“

Um den dauerhaften Mitmach-Supermarkt verwirklichen zu können, setzte sich der Verein laut Reisenberger das Ziel, 2.000 Mitglieder zu mobilisieren. Derzeit sucht der Verein noch einen endgültigen Standort für den Supermarkt. Gestartet wurde das gesamte Projekt bereits im Jänner 2020. Nach eigenen Angaben wäre dies der erste partizipative Supermarkt Österreichs. Der Unterschied zu „Food Coops“ sei, dass man sich nicht nur auf Lebensmittel beschränke, sondern alle Produkte des täglichen Bedarfs anbiete.

Vorbilder aus Paris und New York

Partizipative Supermärkte sind in Österreich noch weitgehend unbekannt. Laut „Mila“ zeigen Projekte in anderen Ländern, dass diese sozialen und ökonomischen Lösungsansätze funktionieren. In New York besteht das Konzept „Park Slope Food Coop“ schon seit mehr als 45 Jahren. Mittlerweile ist es auf 17.000 Mitglieder angewachsen und betreibt als Genossenschaft eine Supermarktfiliale in Brooklyn mit einem Jahresumsatz von über 65 Millionen US-Dollar.

Bei „La Louve“ in Paris organisieren nur acht angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Supermarkt für über 5.000 Mitglieder. Es werden ähnliche Produkte wie in einem herkömmlichen Supermarkt angeboten. Voraussetzung für den Einkauf ist eben eine Mitgliedschaft, die sich nach der Höhe des Einkommens richtet sowie monatliche Mitarbeit.