WC-Anlage Reumannplatz
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Chronik

100 Lenker ohne WC am Reumannplatz

U-Bahn-Fahrerinnen und -Fahrer dürfen, Buslenkerinnen und -Lenker nicht: Bei den Wiener Linien gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, wenn es um die Benützung der WC-Anlage am Reumannplatz geht. Ein Lokalaugenschein von „Wien heute“.

„Dass die Leute in die Wiese gehen müssen, um ihr Geschäft zu verrichten“, das „wurmt“ die Brüder Robert und Leopold Wurm, der eine Vorsitzender des Zentralbetriebsrats ÖBB-Postbus, der andere Zentralbetriebsrat Wiener Linien Bus. Die Schlüssel passen nicht mehr, Sozialräume und Toiletten am Reumannplatz lassen sich nur mehr vom U-Bahn-Personal öffnen. Buslenker müssen ihre Notdurft – mitten in der Stadt – im Freien verrichten.

„Ob’s peinlich ist, dass ich das überhaupt sagen muss: Was macht denn eine Frau?“, so Robert Wurm. Die Busse würden bis Mitternacht fahren, wo die Lokale rundherum schon geschlossen seien. Bei einer Pause von zehn Minuten stelle sich die Frage, wo eine Toilette aufgesucht werden könne. „Man hat ihnen einfach den Schlüssel weggenommen. Ich finde, das ist nicht fair in der heutigen Zeit.“

Kein Klo für Busfahrer

Während die U-Bahn-Fahrer das Betriebs-WC am Reumannplatz verwenden dürfen, wird es den Bus-Fahrern verboten.

Bus abstellen und Geschäft in einem Geschäft verrichten

Vor zwei Wochen hat sich eine Kollegin im Expedit mit einem Kaffee kurz hingesetzt. Seither gilt die „WC-Sperre“: Betroffen sind gut 100 Lenkerinnen und Lenker von fünf Buslinien, die den Reumannplatz anfahren. Zwei werden vom Postbus, drei von den Wiener Linien betrieben. „Ich habe die Kolleginnen und die Kollegen aufgefordert, wenn es wirklich dringend ist, stellt den Bus ab, verweist die Fahrgäste auf den Folgebus und geht in die umliegenden Geschäfte und ersucht, ob ihr die Toilettenanlagen benützen dürft“, so Leopold Wurm.

Wiener Linien: „Schlossaustausch ohne Abstimmung“

Vor der Kamera wollen sich die Wiener Linien nicht zum „Klostreit“ äußern. In einer schriftlichen Stellungnahme wird auf WC-Anlagen bei den Endstationen der Buslinien verwiesen.

Statement Wiener Linien
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Protest am Landesparteitag steht im Raum

Zudem ist es laut Wiener Linien am WC zu Vandalenakten gekommen. Diesen Vorwurf wiesen die Betriebsräte zurück – und Robert Wurm kündigte Protestmaßnahmen an: „Ich bin guter Dinge, dass das geklärt wird. Weil wenn nicht, werden wir halt mit 50, 60 Buslenkern und -lenkerinnen am Wiener Landesparteitag auftauchen und die Tafel hochhalten und draufschreiben: Wir wollen nur aufs WC – sonst gar nix.“ Zuvor aber hoffen die Betriebsräte und die rund 100 Lenkerinnen und Lenker auf ein Machtwort des Bürgermeisters.