Dame beim Einkaufen im Sozialmarkt in Penzing
Wiener Hilfswerk/Veronika Steinberger
Wiener Hilfswerk/Veronika Steinberger
Soziales

Teilweise Engpässe in Sozialmärkten

Die Zahl der Menschen, die in Wien in Sozialmärkten einkaufen, steigt weiter stark an. Ein Grund ist die aktuelle Teuerungswelle. Gleichzeitig werden jedoch derzeit weniger Waren an die Sozialmärkte gespendet – was zum Teil für Engpässe sorgt.

„Wir würden mehr Ware brauchen, um alle bedürftigen Personen optimal versorgen zu können“, erzählt der Leiter der SOMA-Sozialmärkte des Wiener Hilfswerks, Peter Kohls. Mangelware seien in den beiden Märkten in Neubau und Penzing derzeit zum Beispiel Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis und Fleisch. Aber auch bei Obst und Gemüse gebe es mehr Nachfrage als Angebot.

Hauptgrund für die Engpässe sei die stark gestiegene Nachfrage, so Kohls. Gleichzeitig werde die Spendenware nicht mehr bzw. sei „gefühlt auch leicht rückgängig“. Dafür gebe es vermutlich mehrere Gründe, wie Engpässe bei den Herstellern – und viele Direktspenden von Unternehmen an die Ukraine-Hilfe, was natürlich gut sei. „Natürlich versuchen Supermärkte auch mit der Zeit immer effizienter zu sein, dass ihnen aus wirtschaftlichen Gründen weniger Ware übrigbleibt“, meint Kohls gegenüber Radio Wien.

Sozialmarkt des Wiener HIlfswerks in Penzing
Wiener Hilfswerk/Veronika Steinberger
Das Hilfswerk betreibt zwei Sozialmärkte in Wien – in Neubau und Penzing

Auch Samariterbund beobachtet Spenden-Rückgang

Rund 3.600 aktive Kundinnen und Kunden zählten die SOMA-Sozialmärkte des Hilfswerks noch zu Jahresbeginn. Inzwischen sind es rund 4.400, also etwa ein Viertel mehr. Besonders seit Mitte März werde in den Märkten so viel eingekauft wie noch nie. Viele würden aufgrund der Teuerung kommen, erzählt Kohls: „Diese Leute merken jetzt wahrscheinlich, dass sie gar keine andere Wahl mehr haben, als sich noch irgendwo Geld zu ersparen. Deswegen werden sie jetzt auf die Sozialmärkte aufmerksam.“ Zudem würden nun auch viele Ukraine-Flüchtlinge hier einkaufen.

Deutlich mehr Nachfrage als früher verzeichnen auch die Sozialmärkte des Wiener Samariterbunds. Seit März stieg die Zahl der Kundinnen und Kunden in den fünf Märkten in Wien um rund 25 Prozent. Man versuche ständig neue Quellen für Waren aufzutun, so eine Sprecherin, etwa Kooperationen mit Bauern. Den größten Bedarf gebe es aktuell bei Obst, Gemüse und Hygieneartikeln. Einen Rückgang der Spenden beobachtet auch der Samariterbund. Den Grund dafür könne man aber nicht genau benennen.

Lebensmittelrettung statt Sozialmarkt

Zu den größten Sozialmarkt-Betreibern zählt in Wien auch der Verein START UP mit aktuell neun Foodpoint-Sozialmärkten. Vor der Pandemie gab es hier rund 14.000 Mitglieder, zu Jahresbeginn waren es laut Angaben des Vereins rund 48.000 – und inzwischen sind es über 53.000. Zunehmend würden nun auch Menschen aus der sogenannten Mittelschicht in den Märkten einkaufen, heißt es gegenüber Radio Wien.

Dass die Warenspenden weniger werden, bestätigt man auch in den Foodpoint-Märkten. Man sei aber noch nicht so stark davon betroffen, weil man sehr viele Partner habe. Als Faktor werden auch die diversen Lebensmittelrettungsinitiativen in den Supermärkten genannt, die das Wegwerfen von Waren verhindern sollen.

Weitere Sozialmarkt-Standorte geplant

Laut einer Liste der Stadt Wien gibt es derzeit 27 Sozialmärkte für Lebensmittel in Wien. Die Regeln für den Einkauf sind je nach Anbieter verschieden. In den Sozialmärkten des Samariterbundes und des Hilfswerks gelten beispielsweise Einkommensgrenzen. In den Foodpoint-Märkten gibt es keine fixen Grenzen, man schaue sich die Fälle individuell an, wird erklärt.

Der Verein START UP plant derzeit weitere Foodpoint-Standorte, bevorzugt in Simmering, der Brigittenau und der Donaustadt. Auch das Wiener Hilfswerk rechnet mit einem weiteren Anstieg der Kundinnen und Kunden in den nächsten Monaten. „Wir hoffen da auch auf Spenderunternehmen, dass uns Lebensmittel in entsprechender Menge zur Verfügung gestellt werden“, sagt Peter Kohls. Man suche laufend neue Kooperationspartner: „Bitte gerne melden!“