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Chronik

Missbrauchsverdacht in Kindergarten vertuscht

Ein Pädagoge eines städtischen Kindergartens in Wien-Penzing soll sich an Kindern vergangen haben, berichtet die „Kronen Zeitung“. Der Pädagoge ist intern versetzt worden. Die Eltern wurden erst 13 Monate später informiert.

Auslöser war ein Fall im März 2021. Eine Familie habe das Gespräch mit der Kindergartenleitung gesucht, da ihre Tochter von intimen Berührungen des Pädagogen erzählt habe, heißt es. Nun gibt es zwei weitere Fälle. Laut Staatsanwaltssprecherin Nina Bussek werden drei Fälle von der Behörde überprüft.

Es geht um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen bzw. sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. In dem Fall, der ein Jahr zurückliegt, wurde ein Gutachten beauftragt, auf dessen Ergebnis nun laut Bussek gewartet werde. In den zwei neuen Fällen, die eben erst bekanntgeworden sind, müssen Gutachten noch eingeholt werden.

Verdächtiger wurde versetzt

Laut dem Zeitungsbericht wurde der Verdächtige zwar nach Bekanntwerden des Verdachts in den Innendienst versetzt und angezeigt, einem größeren Personenkreis wurde von der Causa aber offenbar nicht erzählt. Eltern anderer Kinder werfen der Magistratsabteilung 10 (Kindergärten) laut „Krone“ vor, viel zu spät informiert zu haben. Konkret soll das erst 13 Monate später bei einem Elternabend – und nicht sofort nach Bekanntwerden des ersten Falls – geschehen sein.

Missbrauchsverdacht in Kindergarten vertuscht

Ein Pädagoge eines städtischen Kindergartens in Wien-Penzing soll sich an Kindern vergangen haben, berichtet die „Kronen Zeitung“. Der Pädagoge ist intern versetzt worden. Die Eltern wurden erst 13 Monate später informiert.

Die Leiterin der MA 10, Daniela Cochlar, wies Vertuschungsvorwürfe zurück. So sagte sie gegenüber „Wien heute“, es werde von Fall zu Fall entschieden, wie informiert werde. „Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen irritiert und auch überrascht, wie sich die Situation entwickelt hat, da sich uns das Bild anders dargestellt hat“, so Cochlar in „Wien heute“. Man habe den Eltern des Mädchens einen Kindergartenplatzwechsel angeboten, es seien immer wieder Gespräche geführt worden. Bei der MA 10 sei man überzeugt gewesen, dass es für die Familie „passt“, weil das Kind weiter in den betreffenden Kindergarten gehe, sagte Cochlar.

Elternabend einberufen

Der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) will nun die Information der Eltern nachholen. „Der konkrete Verdachtsfall macht betroffen – wir können die Emotionen der Eltern völlig nachvollziehen, unabhängig davon, ob sich die Vorwürfe gegen den Pädagogen als richtig herausstellen oder nicht“, hielt er am Montag fest. Er habe, so betonte er, eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet.

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Ein Pädagoge eines städtischen Kindergartens in Penzing soll sich an Kindern vergangen haben

Der Stadtrat versprach eine „umfassende und transparente Information“ an die Eltern des Kindergartens. Dazu sei noch für diese Woche ein Elternabend mit externer Begleitung durch die MA10 einberufen worden. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft habe er zudem beauftragt, den Fall unabhängig und zügig zu prüfen. Sie diene auch als zusätzliche Anlaufstelle für die betroffenen Eltern.

Details zu den konkreten Vorwürfen wurden im Rathaus vorerst nicht genannt. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, sei das nicht möglich, betonte Wiederkehr.

Kritik der Opposition

Die Opposition hatte zuvor Kritik am Vorgehen der Behörde geübt. Die Wiener ÖVP befand, dass der Fall „regelrecht totgeschwiegen“ worden sei. Die medial ebenfalls kolportierte Bitte an die Eltern, sich nicht an Medien zu wenden, wurde als „Sprechverbot“ tituliert. Die FPÖ zeigte sich erstaunt, dass der Mann nicht suspendiert wurde – und fordert nun auch die Suspendierung der Leiterin der MA10.

Der Jugendsprecher der Grünen Wien, Ömer Öztas, forderte in einer Aussendung, dass „sofort und lückenlos aufgeklärt“ werden müsse. „Inklusive aller Vorgänge seit Bekanntwerden der Missbräuche. Alle Verantwortlichen müssen mit harten Konsequenzen konfrontiert werden.“