Fiaker am Stephansplatz
APA/Georg Hochmuth
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Tiere

Fiaker: Wirtschaftskammer will Runden Tisch

Die Debatte um den Vorstoß von Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) nach einem Fiaker-Verbot geht weiter. Die Wirtschaftskammer fordert nun einen Runden Tisch mit der Politik. Die Stadt Wien will nur über Hitzegrenzen und nicht über ein Aus für Fiaker reden.

Bürgermeister Ludwig zeigte sich von der Idee, die Gefährte zu verbannen, wenig begeistert. „Ich persönlich würde es sehr bedauern, wenn es keine Fiaker mehr in Wien gibt, die gehören zum Stadtbild“, sagte er am Rande einer Pressekonferenz. Sie seien nicht nur für Touristen, sondern auch für viele Wienerinnen und Wiener ein Symbol der Stadt.

Bürgermeister Ludwig würde Fiaker-Aus bedauern

„Wien ohne Fiaker ist wie Venedig ohne Gondeln“

Die Wirtschaftskammer sieht das ebenso. „In Venedig fährt auch nicht jeder Tourist mit einer Gondel. Dennoch erwarten alle Besucher, sie in den Kanälen zu sehen. Wien ohne Fiaker wäre wie Venedig ohne Gondeln“, zog Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, einen Vergleich. Seit mehr als 300 Jahren würden die Wiener Fiaker das Stadtbild zieren. Sie seien ein Bestandteil des erwarteten Wien-Erlebnisses und würden die Stadt attraktiver machen.

Die Kammer reagierte auf den Rauch-Vorschlag mit einem „Schulterschluss der Sparte Verkehr und Tourismus für Fortbestehen der Fiaker in Wien“ und lädt zum Runden Tisch. „Die aktuellen Forderungen um ein Fiakerverbot lassen wissenschaftliche Fakten komplett außer Acht. Populistische Aussagen sind absolut fehl am Platz, wenn es um die Existenz einer ganzen Branche geht. Wir wollen daher einen Runden Tisch mit den politischen Vertretern und Experten organisieren“, kündigte Spartenobmann Davor Sertic an.

Unisono unterstrichen Sertic und Grießler dazu weiters: „Wären die Fiaker nicht mehr zeitgemäß, würde es sie nicht mehr geben. Das ist ein Grundgesetz der Wirtschaft. Wir wollen einen faktenbasierten und offenen Austausch mit Experten und Politik. Das ist das Mindeste, wenn es um die Zukunft einer ganzen Branche geht.“

Debatte um Fiakerverbot

Die Debatte um den Vorstoß von Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) nach einem Fiaker-Verbot geht weiter. Die Wirtschaftskammer fordert nun einen Runden Tisch mit der Politik. Die Stadt Wien will nur über Hitzegrenzen und nicht über ein Aus für Fiaker reden.

Stadt will über Hitzegrenze diskutieren

Die Stadt Wien zeigte sich generell vom Vorschlag Rauchs überrascht. Zwar gebe es schon länger Gespräche darüber, die Hitzegrenze für Fiakerpferde von 35 auf 30 Grad herabzusetzen, dabei sei ein Verbot der Fuhrwerke bisher nie Thema gewesen.

„Wir wollen uns wie bisher darauf konzentrieren über die Hitzegrenze zu reden, der Vorschlag eines Verbotes war bisher in keinem der geführten Gespräche ein Thema“, sagte Michaela Zlamal, Sprecherin des für Tierschutz zuständigen Stadtrats Jürgen Czernohorszky (SPÖ), am Dienstag.

Jurist: Regelung über Tierschutzgesetz im Bund

Im Juni sollen die nächsten Gespräche dazu stattfinden. „Insgesamt hat es in den letzten Monaten zum Thema ‚Hitzefrei für Fiakerpferde ab 30 Grad‘ mehrere Gesprächsrunden auf Landesebene gegeben. Eine umfassende rechtliche Prüfung innerhalb der Stadt hat ergeben, dass ein Hitzefrei ab 30 Grad für Fiakerpferde nicht über ein Landesgesetz zu regeln ist“, hieß es.

Wenn es also um Tierschutz im eigentlichen und ethischen Sinn gehe, sei die Regelung nur im Tierschutzgesetz des Bundes möglich. Dem stimmt auch Verfassungsjurist Heinz Mayer zu. Er sieht bei einem Verbot eher den Minister in der Pflicht, wie er gegenüber „Wien heute“ sagt.

Bezirksvorsteher für Plastikhufe

Der Bezirksvorsteher des ersten Bezirks, Markus Figl (ÖVP), begrüßt zumindest die von Rauch angestoßene Diskussion. „Als Bezirk liegt uns das Wohl der Tiere am Herzen und wir befürworten es, wenn tiergerechte Rahmenbedingungen für Fiakerpferde geschaffen werden“, hielt er in einer Stellungnahme fest. Der Bezirk habe schon vor Jahren gemeinsam mit der Stadt mehrere Schattenstandplätze realisiert.

Ein weiteres offenes Thema seien die hohen Instandhaltungskosten der Straßenbeläge von mehreren Hunderttausend Euro, betonte er. „Seit Jahren spricht sich der Bezirk hier für den Einsatz von Kunststoffhufen als Lösung aus.“