Greenpeace Aktivistin bringt Plakat an Fenster an
Greenpeace / Mitja Kobal
Greenpeace / Mitja Kobal
Tiere

Protest gegen AMA-Schweinehaltung

Aktivisten und Aktivistinnen der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben heute vor der Zentrale der Agrarmarkt Austria (AMA) gegen die laut der NGO schlechten Haltungsbedingungen von Schweinen mit dem AMA-Gütesiegel protestiert.

Auch die mangelhafte Transparenz für Konsumenten wurde angeprangert. Die AMA betonte hingegen, dass das Gütesiegel-Programm über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehe und weiter ausgebaut werde.

„Von Tierwohl und Umweltschutz keine Rede“

„Das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel genießt in Österreich einen guten Ruf. Doch gerade in der Schweinehaltung zeigt ein genauerer Blick: Von Tierwohl und Umweltschutz kann hier keine Rede sein“, kritisierte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich. AMA-Schweine würden routinemäßig ohne Betäubung kastriert und ihre Schwänzchen kürzer geschnitten.

Greenpeace Aktivisten stellen Plakat auf
Greenpeace / Mitja Kobal
Greenpeace-Protest vor der AMA-Zentrale in der Brigittenau

AMA-Schweine müssten „meist auf Vollspaltenböden leiden und haben überwiegend keinen Zugang zu Stroh“. „Unterm Strich sind die Kriterien des AMA-Gütesiegels so niedrig, dass AMA-Schweinefleisch in deutschen Supermärkten gar nicht mehr verkauft würde“, so die NGO.

Anhebung der Haltungsstandards gefordert

Die schlechten Haltungsbedingungen bedingen demnach auch, dass die Tiere häufig krank werden und übermäßig Antibiotika eingesetzt werden müssen. Das führe wiederum dazu, dass sie antibiotikaresistente Keime entwickeln, die auch Menschen gefährlich werden können.

Greenpeace forderte vom frisch angelobten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sowie von Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) eine Anhebung der Haltungsstandards des AMA-Gütesiegels sowie eine Kennzeichnung der Haltungsform auf allen Fleischprodukten in den österreichischen Supermärkten.

Deutschland als Vorbild

Als positives Beispiel nannte Greenpeace Deutschland, wo bereits seit 2019 Fleisch in Supermärkten in Kategorien von eins bis vier gekennzeichnet werden. „Für jede Konsumentin und jeden Konsumenten ist auf einen Blick und objektiv erkenntlich, welche Tiere besonders leiden mussten und welchen es besser gegangen ist – unabhängig von irreführenden Werbebotschaften“, so die NGO.

AMA verweist auf „Masterplan Schwein“

Die AMA wies die Kritik zurück: „Fakt ist, dass das AMA-Gütesiegel-Programm Schweinehaltung in einigen Punkten über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht“, hieß es. So seien seit heuer neue Platzanforderungen für die Schweinehaltung definiert. Den Tieren müssten etwa zehn Prozent mehr Platz (15 Prozent bei Neubauten) zur Verfügung stehen. Im Rahmen eines Stufenplans seien weitere verpflichtende Erhöhungen des Platzangebots in den nächsten Jahren festgelegt.

Die AMA verwies zudem auf den „Masterplan Schwein“, der vorsehe, dass bis 2030 eine Million Schweine – „das ist jedes zweite Schwein im AMA-Gütesiegel-Programm“ – aus Haltungsformen mit wesentlich höheren Anforderungen kommt. Die dafür notwendige transparente Kennzeichnung ist der AMA zufolge gerade in der Finalisierung.