Chronik

Mutmaßlicher Doppelmörder stellte sich

Es gibt neue Details im Falle eines mutmaßlichen Doppelmörders, der in Wien seit sieben Monaten in U-Haft sitzt. Laut APA hatten Nachbarn die Polizei alarmiert, weil sie Verwesungsgeruch wahrgenommen hätten. Die Wohnung wurde aber nicht durchsucht.

Die Landespolizeidirektion Wien bestätigte, dass die Polizei im Oktober zur Adresse des Verdächtigen gerufen worden sei. Nachbarn hätten angegeben, Verwesungsgeruch wahrgenommen zu haben. Der Verdächtige sei auch angetroffen worden. Der gemeldete Leichengeruch „konnte von den Beamten jedoch nicht wahrgenommen werden“, betonte die Pressestelle der Polizei. Für eine Durchsuchung der Wohnung habe „zu diesem Zeitpunkt keine rechtliche Grundlage bestanden“.

In der Wohnung lag zu diesem Zeitpunkt aber die Leiche eines 43-Jährigen, laut Verdachtslage bereits seit dreieinhalb Wochen. Der Besuch der Polizei dürfte den Verdächtigen nervös gemacht haben. Nur Stunden später meldete er selbst bei der Polizei, dass sich in seiner Wohnung eine Leiche befände. Er gab an, er und der 43-Jährige hätten „Slamming“ betrieben, also zwecks zusätzlichem Lustgewinn intravenös psychoaktive Substanzen konsumiert. Laut Staatsanwalt hat er dabei zumindest mit bedingtem Tötungsvorsatz gehandelt.

In sechs Monaten zwei Tote in einer Wohnung

Die Polizei erkannte, dass in der Wohnung des Mannes schon einmal, nämlich im Mai, eine Leiche entdeckt worden war. Damals war von keinem bedenklichen Todesfall ausgegangen worden. Auch in diesem Fall soll der Verdächtige über eine Internetplattform ein Sex-Treffen ausgemacht haben. Mittlerweile steht fest, dass bei einer toxikologischen Untersuchung der Leiche Spuren von GHB (Gammahydroxybuttersäure, Anm.) gefunden wurden, woraus sich Liquid Ecstasy zusammensetzt.

Ein Gutachten ergab, dass der Tote den Wirkstoff in einem Ausmaß aufgenommen hatte, der einer Vergiftung gleichkam. Kausal für das Ableben war eine dadurch bewirkte Sauerstoffunterversorgung. Auffällig: Diese Leiche wies ebenso wie der viereinhalb Monate später zu Tode gekommene 43-Jährige eine Einstichstelle am linken Ellenbogen auf.

Offenbar keine weiteren Opfer

Der Mann wird des Doppelmords verdächtigt. Er soll zudem eines der Opfer nach dessen Tod bestohlen haben. Er soll den Schlüssel an sich genommen haben und aus der Wohnung des Opfers Wertsachen entwendet haben. Außerdem soll er noch einen dritten Mann im Juni 2021 mit einer chemisch hergestellten psychoaktiven Substanz außer Gefecht gesetzt haben. Dieser überlebte, die Staatsanwaltschaft ermittelt zu diesem Fall wegen schweren Raubes. Weitere Opfer des Mannes soll es laut Polizei nicht geben.