Huber, Steinhart, Ferenci
ORF/Doris Manola
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Politik

Ärztekammer kritisiert Wahlärzte-Debatte

Die neue Führung der Ärztekammer Wien rund um Präsident Johannes Steinhart hat die Debatte über eine Beschränkung der Wahlärzte kritisiert. Eine verpflichtende, befristete Kassenarzttätigkeit von Medizinabsolventen mache Steinhart „fassungslos“.

„Schockiert“ ist über diese Debatte auch Erik Randall Huber, der neue Obmann der niedergelassenen Ärzte, der darin einen „Ausdruck von Verzweiflung“ sieht. Damit würden Patienten in Spitalsambulanzen getrieben. Stattdessen solle man die Kassenordinationen attraktiver machen, war sich das neue Präsidium der Wiener Kammer einig.

Steinhart will Beruf attraktiver machen

Steinhart bekräftigte dazu seine Forderung nach einer Abkehr vom sogenannten Dämpfungspfad. Stattdessen müsse es mehr Investitionen in eine bessere Versorgungsstruktur und Leistungen geben. Der neue Präsident bekannte sich zu einer solidarischen Finanzierung des Systems und will zur Attraktivierung des Berufes mehr Flexibilität auch mit neuen Arbeitszeitmodellen und einen Abbau der Bürokratie.

Wichtig sei ihm der „freie Arzt“, der medizinische Grundsätze vor ökonomische und politische stellen kann. Die Kammer will er zu einer „Leistungskammer“ mit noch besserem Service für die Mitglieder machen. Sowohl Huber als auch Stefan Ferenci, der Obmann der Kurie der angestellten Ärzte, wollen einen Schwerpunkt auf die Ausbildung legen.

Reformpläne für Gesundheitssystem

Der frisch gewählte Wiener Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart hat am Donnerstag seine Reformpläne für das Gesundheitssystem vorgestellt. Was die beinhalten und welche Forderungen er an die Politik hat.

Ausgliederung des Gesundheitsverbundes gefordert

Huber setzt auf eine duale Ausbildung. Der Urologe und Obmann der niedergelassenen Ärzte will eine zweijährige Ausbildung in Ausbildungsordinationen und danach vier Jahre im Spital. Der Spitalsärzteobmann Ferenci fordert die Abschaffung der Basisausbildung, um den jungen Kollegen und Kolleginnen den raschen Einstieg in ihr Wunschfach zu ermöglichen.

Weiters plädiert Ferenci für eine Ausgliederung des Wiener Gesundheitsverbundes, damit dieser schneller und flexibler auf Probleme reagieren könne. Außerdem müsse man „mehr Zeit“ für die Patienten schaffen, die Wertschätzung der Mitarbeiter heben und eine Offensive für bessere Arbeitsbedingungen starten. Auch Huber will mit der Umsetzung eines modernen Leistungskataloges Zeit des Arztes für den Patienten besser honorieren.

Steinhart würde auch bundesweites Amt übernehmen

Unterdessen muss die Österreichische Ärztekammer einen neuen Präsidenten suchen, da der bisherige – Thomas Szekeres – nicht mehr zur Wahl antreten darf. Kandidieren dürfen nur Landespräsidenten. Sein Nachfolger in Wien, Steinhart, würde auch die Führung der Österreichischen Ärztekammer übernehmen. „Sollte es sein, würde ich es mit großem Respekt und Ehrfurcht annehmen“, sagte Steinhart in einer Pressekonferenz.

Seine Chance für das Amt wollte Steinhart zwar nicht beziffern: „Ich bin kein guter Spekulant.“ Gleichzeitig machte er aber auch „positive und konstruktive Zeichen“ aus. Er wolle aber erst darüber reden, wenn es so weit ist, betonte Steinhart. Die Wahl findet am 24. Juni statt.