„Es geht insgesamt Richtung 63 Prozent“, hieß es zuletzt im Burgtheater, von 47 Prozent Gesamt-Auslastung über alle Spielstätten sprach man jüngst im Volkstheater. „Die Presse“ liefert heute weitere Zahlen: Das Theater in der Josefstadt liege bei einer Saison-Auslastung von 65 Prozent, die Kammerspiele bei 79 Prozent. Besonders schlecht besucht sei zuletzt das Akademietheater mit 58 Prozent Auslastung gewesen, heißt es in dem Artikel.
Kundenbeziehung „nachhaltig zerstört“
Das kleine Theater in der Gumpendorfer Straße (TAG) erreichte im April eine Auslastung von 71 Prozent. Alle Zahlen liegen deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau. „Die Pandemie hat viele Kundenbeziehungen nachhaltig zerstört“, wird der kaufmännische TAG-Geschäftsführer Ferdinand Urbach zitiert.
Auch in der Josefstadt ist man der Meinung, dass die „Besuchsroutine“ ruiniert sei. „Wir waren an volle Häuser gewöhnt“, sagt Direktor Herbert Föttinger zur „Presse“. Immerhin sei die Zahl der Abonnenten während der Pandemie von 19.000 lediglich auf 17.800 gesunken.
Harter Kern kommt zurück – der Rest noch nicht
Die Berliner Kultursoziologin Vera Allmanritter konstatiert: Vor allem der harte Kern der Besucher kehre wieder, Gelegenheitsbesucher bleiben aber noch fern. Damit seien viele Bemühungen, breitere Zielgruppen zu erreichen, „wieder zurück auf null gestellt“. Ein Problem sei auch, so die Soziologin, dass viele Häuser gar nicht genau wüssten, wer ihr Publikum ist.
Ihr Eindruck sei, dass viele Theater darauf hoffen, den Normalzustand von vor der Pandemie zu erreichen. „Die Chance, aus der Krisensituation zentrale Veränderungsprozesse anzustoßen, wurde noch nicht ergriffen.“ Darauf, dass das Publikum im Herbst von selbst wieder zurückkommt, sollten sich die Häuser lieber nicht verlassen, meint sie.