Christoph Wiederkehr
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Missbrauchsverdacht: Neue Leitung

Nach vier mutmaßlichen Missbrauchsfällen in einem Penzinger Kindergarten wird nun die Leitung ausgetauscht. Das gab Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Freitag bekannt. Die Eltern waren 13 Monate lang nicht über den Verdacht informiert worden.

„Die alte Leitung ist nicht mehr im Dienst“, sagte Wiederkehr. Es sollen außerdem ein Kinderschutzkonzept für die städtischen Kindergärten ausgearbeitet und die Standards erhöht werden, das hatten Kinderschutzorganisationen am Donnerstag gefordert. Es „ist klar, dass wir unmittelbar handeln müssen“, betonte Wiederkehr.

Das Vertrauen der Eltern ist zerrüttet, habe ein Elternabend am Donnerstagabend gezeigt. Es sei seine Aufgabe, so Wiederkehr, dieses Vertrauen wieder herzustellen. „Der Elternabend war vertraulich, aber was ich sagen kann, ist, dass die Kommunikation mit dem Standort nicht zufriedenstellend war“, sagte der Vizebürgermeister.

Kindergartenleitung nach Missbrauchsfällen entlassen

Nach vier mutmaßlichen sexuellen Missbrauchsfällen in einem Penzinger Kindergarten wird nun die Leitung ausgetauscht. Das gab Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Freitag bekannt. Die Eltern waren 13 Monate lang nicht über den Verdacht informiert worden. Katharina Kohlbacher, Elternvertreterin des Penzinger Kindergartens, in dem vier sexuelle Missbrauchsfälle passiert sein sollen, kommentiert den Umgang der Behördenleitung und der Politik mit dem Skandal.

Auch neue Regionalleitung

Deshalb sei als erste Konsequenz die Standortleitung abgezogen worden. „Um das Vertrauen wiederzugewinnen, wird es eine neue Kindergartenleitung an dem Standort geben“, erläuterte Wiederkehr. „Viele Eltern wollen ihre Kinder weiter in diesen Kindergarten geben“, betonte er. Auch eine neue Regionalleitung werde eingesetzt, um den Standort zu begleiten, berichtete der Stadtrat.

Als weitere Unterstützung werde das Kinderschutzzentrum und der Verein möwe den Standort begleiten, um Kindern und Eltern psychologische Unterstützung zu geben. Diese Schritte und das laut Wiederkehr bis Jahresende geplante neue Kinderschutzkonzept seien „Sofortmaßnahmen, um das Vertrauen herzustellen“.

Kommission soll bis Juli analysieren

Eine von der Stadt eingesetzte unabhängige Kommission soll nun lückenlos analysieren und Aufklärung betreiben – „über den Fall, aber auch, um für die Zukunft zu lernen“, betonte der Stadtrat. Der Fall selbst sei „sehr komplex“.

Ob weitere Schritte und Konsequenzen zu ziehen sind, würden die Ergebnisse des für Ende Juni bis Anfang Juli erwarteten Berichts der Kommission zeigen, dem wolle er nicht vorweggreifen, sagte Wiederkehr. Dass der beschuldigte Pädagoge in den Innendienst versetzt und nicht suspendiert wurde, habe arbeitsrechtliche Gründe, solange das Verfahren noch läuft und es keine Verurteilung gibt, berichtete der NEOS-Politiker.

Eltern üben Kritik

Nach Bekanntwerden des ersten Verdachtsfalls – die Eltern suchten das Gespräch mit der Kindergartenleitung – wurde die Staatsanwaltschaft eingesetzt und der Mann in den Innendienst versetzt. Die Eltern der anderen Kinder am Standort erhielten jedoch vorerst keine Information, das geschah erst kürzlich.

Das führte zu scharfer Kritik an der für die Kindergärten zuständigen Magistratsabteilung 10. Einerseits geht es um den Umstand, dass die Eltern erst jetzt, so viele Monate später, über den Missbrauchsverdacht informiert wurden, andererseits fühlen sich Eltern offenbar mit der Situation allein gelassen. Die MA 10 wies diese Kritik zurück, man nehme die Vorwürfe ernst, hieß es.

Staatsanwaltschaft ermittelt in vier Fällen

Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geht es um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen bzw. des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. In dem Fall, der ein Jahr zurückliegt, wurde ein Gutachten beauftragt, dessen Ergebnis mittlerweile eingelangt ist. Über die Inhalte ist nichts bekannt. In den drei Fällen, die erst kürzlich bekannt wurden, müssen Gutachten noch eingeholt werden.

Mindestens ein weiterer Fall dürfte noch nicht bei der Staatsanwaltschaft gelandet sein. Der Rechtsanwalt Johannes Bügler vertritt nämlich nach eigenen Angaben fünf Elternpaare, deren Kinder Symptome eines möglichen Missbrauchs zeigen sollen. Auch die zuständige MA 10 machte zur Zahl der Betroffenen am Freitag keine Angaben und verwies auf das Büro von Stadtrat Wiederkehr. Wiederkehr selbst konnte bei der Pressekonferenz keine genaue Zahl nennen.

Opposition fordert weitere Schritte

Das nun angekündigte Kinderschutzkonzept sei lange überfällig, „wie der aktuelle Fall leider eindrücklich zeigt. Vor allem die Abläufe in konkreten Verdachtsfällen in Wiener Einrichtungen sind offenbar nicht standardisiert, wie man es eigentlich annehmen sollte“, kritisierte der Wiener ÖVP-Klubobmann Markus Wölbitsch in einer Aussendung. „Die Aufklärung, wie die Verwaltung in einem solchen Fall handelt oder wie sie handeln sollte, ist dringend geboten“, teilte auch der Grüne Klubobmann David Ellensohn mit und kündigte eine Dringliche Anfrage zu dem Fall an.

„Um hier Fehlverhalten zu erkennen, braucht man nicht auf einen Kommissionsbericht warten, auf dessen Basis dann gehandelt wird, hier muss der Bildungsstadtrat sofort tätig werden. Die Leiterin der MA 10 muss sofort suspendiert werden. Alles andere ist ein Hohn für Eltern und Kinder“, forderte indes FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss.