Das Gelände der Müllverwertungsanlage in der Simmeringer Haide eignet sich gut für das Forschungsprojekt. Der notwendige Müll und Klärschlamm ist hier ausreichend vorhanden und die Abwärme kann auch gleich ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Im Sinne von Recycling und Kreislaufwirtschaft hat die Anlage also die besten Voraussetzungen. Aus Abfallstoffen werden hier CO2-freier Diesel, grünes Gas oder grüner Wasserstoff hergestellt.
Diesel und Gas aus Müll
In Simmering ist eine Forschungsanlage in Betrieb gegangen, die aus Müll Dieseltreibstoff oder auch grünes Gas machen kann. Wie das funktioniert, hat sich die Wien-heute-Mannschaft angeschaut.
Knapp neun Millionen Euro investiert
Durch die Kerntechnologie der Anlage werden die Abfallstoffe thermisch in ihre Bestandteile zerlegt. Sie werden also erhitzt, damit sie sich in Gas auflösen. Danach kondensiert man die Stoffe über einen komplexen Prozess zu dem Produkt, der letztendlich benötigt wird. Einfach gesagt, werden diese zerlegten Bestandteile dann wieder zu erneuerbarem Treibstoff, Gas oder Rohstoff für die Industrie zusammengebaut, erklärte Karl Gruber, Geschäftsführer von Wien Energie.
Die Forschungsanlage entstand aus einer Kooperation von Universitäten, privaten Partnern und der Stadt Wien. Knapp neun Millionen Euro kostet das Projekt, das vom Bund und der Stadt finanziert wird. Über zweieinhalb Jahre baute und entwickelte man die Anlage.

Ziel ist eine 30 Mal größere Anlage
Im Moment handelt es sich dabei aber noch um ein Pilotprojekt. Die Forschungsanlage ist sehr flexibel, wodurch viele unterschiedliche Einsatzstoffe in verschiedene Produkte umgewandelt werden können. Deswegen sei die Anlageleistung jedoch noch nicht sehr hoch, so Gruber. Rund eineinhalb Jahre wird jetzt geforscht, bis die industrielle Nutzung der Technologie einsetzt. Die Forschungsanlage soll zu einer etwa 30 Mal größeren industriellen Anlage werden.
Für die Umsetzung muss man in der Pilotphase nun beobachten, wie die Materialien reagieren und wie der Output genau aussieht. Laut Walter Haslinger, Geschäftsführer von Best Bioenergy, liegen die größten Herausforderungen in der Gasreinigung, der Schnittstelle zwischen dem Gaserzeugungsprozess und den Synthesen. Die industrielle Anlage werde dann zehn Millionen Liter erneuerbaren Diesel produzieren, so Gruber. Diese Menge entspricht etwa dem gesamten Treibstoff-Jahresbedarf der Wiener Linien.