Turbine im Kraftwerk Simmering
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Chronik

Blackout-Vorsorge: Bisher 22 Noteinsätze

Um Schwankungen im Stromnetz und damit einen großflächigen Stromausfall zu vermeiden, wirft die Wien Energie im Auftrag der für Österreich zuständigen Austrian Power Grid (APG) ihre Gaskraftwerke in Simmering und der Donaustadt an. Heuer war das bisher 22-mal der Fall.

Um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten Eingriff mittels thermischer und hydraulischer Kraftwerke, um die Netze zu stabilisieren. Kommt es zu einer Schwankung im Stromnetz, erzeugt die Wien Energie im Auftrag der APG in den Gaskraftwerken Simmering und Donaustadt zusätzliche Energie, um die Schwankung auszugleichen.

Allein in den ersten vier Monaten des Jahres mussten österreichweit Maßnahmen zur Vermeidung von Engpässen im Stromnetz „bereits an 88 von gesamt 120 Tagen ergriffen werden. Das sind durchschnittlich rund sieben Prozent mehr – damit verzeichnen wir die höchste Tagesanzahl seit 2018“, so APG-Technik-Vorstand Gerhard Christiner. Die Kosten beliefen sich bis Ende April auf rund 19 Millionen Euro.

Das „Wien Energie“-Kraftwerk in Simmering
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Das Kraftwerk Simmering liefert Strom für 800.000 Haushalte

Hitzeperiode sorgt für viele Noteinsätze

Die beiden Kraftwerke der Wien Energie waren bisher in diesem Jahr für die Noteinsätze 22-mal im Einsatz. In Spitzenjahren war das bei der Wien Energie schon bis zu 240-mal der Fall. Im Vorjahr sind die beiden Wiener Kraftwerke „gut 70-mal“ eingesprungen.

Wie sich die Zahl der Noteinsätze bis Jahresende entwickelt, hängt von der Dynamik des Strommarktes und der Wettersituation ab, erklärt Carlo Obersteiner, Leiter der Energieleitstelle Strom und Gas bei Wien Energie.

„Eine typische Wettersituation wo Engpassmanagement gebraucht wird, ist eine ausgeprägte Hitzeperiode. Da ist der Verbrauch hoch aufgrund von Klimatisierungsbedarf und es ist dann meistens sehr, sehr wenig Wasserführung, also wenig Erzeugung aus Wasserkraft in Österreich, aber beispielsweise auch am Balkan. Und das führt dann in einer Kombination mit hoher Photovoltaikeinspeisung im südlichen Raum von Deutschland zu starken Transit durch Österreich von West nach Ost“, so Obersteiner.

Noteinsätze gegen Stromausfall

Im Kraftwerk Simmering werden Stromschwankungen ausgeglichen und hier kommt Gas zum Einsatz. Vor allem im Sommer sei dies mit steigendem Energiebedarf durch Klimaanlagen häufig der Fall.

Info über Engpässe meist am Vorabend

Wenn Engpässe drohen, wird die Energieleitstelle der Wien Energie in der Regel schon am Vorabend informiert. „Wenn es Bedarf gibt und bei uns angefragt wird, passiert das typischerweise zwischen 19.00 und 21.00 Uhr. Das betrifft dann die Fahrweise für unsere Anlagen für den nächsten Tag“, sagt Obersteiner. Zu spontanen Noteinsätzen, aufgrund technischer Gebrechen komme es sehr selten, sie machen nicht einmal „zehn Prozent“ aus.

Die Energie-Leitzentrale von Wien Energie
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Die Energieleitstelle der Wien Energie: Hier wird die Stromerzeugung in Wien geplant und überwacht

Wie schnell die beiden Kraftwerke einspringen können, hängt davon ab, ob die Turbinen gerade laufen. „Das kann im schnellsten Fall in wenigen Minuten passieren, wenn die Anlage in Betrieb ist. Es kann aber auch, wenn die Anlage nicht in Betrieb ist, sondern nur bereitgehalten wird, bis zu einige Stunden dauern“, erklärt Alexander Kirchner, der bei Wien Energie für alle Kraftwerke zuständig ist.

Blackout „kann man nicht ausschließen“

Aber wie hoch ist jetzt die Gefahr eines großflächigen Stromausfalls? „Ich persönlich halte es für unwahrscheinlich, aber es ist nicht ausgeschlossen“, sagt Kirchner. Auch laut Obersteiner „kann man einen großflächigen Stromausfall nicht ausschließen, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Sicherheitsmechanismen, die es gibt, wirken“. Damit es nicht zu einem Blackout kommt, braucht es laut den beiden Experten jedenfalls den Ausbau der Netze und – trotz Umrüstung auf grüne Energie – auch weiterhin wetterunabhängige Kraftwerke.