Der Escape Room – Amtszimmer
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Soziales

Im Escape-Room der Armutsfalle entkommen

Normalerweise entschärft man in Escape Rooms Bomben oder muss aus dem Gefängnis ausbrechen: Im MuseumsQuartier geht es darum, der Armutsfalle zu entkommen. Das Spiel „Escape Poverty“ soll das Schicksal vieler Menschen in Wien erfahrbar machen.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz normales Kinderzimmer – so wie wahrscheinlich bei vielen Familien zuhause. Dahinter steht ein ernstes Thema: In den zwei Räumen geht es um Kinderarmut. Der eine Raum stellt eine Wohnung dar, der andere ein Amt – inklusive Beamten, im Fall von Künstlerin Deborah Sengl wird dieser mit Tierkopf dargestellt.

„Escape-Räume sind sehr beliebt. Sie sind sehr berührend oder sprechen ein ganz großes Publikum an. Warum also nicht diese Methodik verwenden, um schwierige Themen an ein Publikum zu bringen und es niederschwellig aufmerksam zu machen“, so Sengl im „Wien heute“-Interview.

Der Escape Room – Kinderzimmer
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Das Kinderzimmer ist ein Teil des Escape Rooms

Escape Rooms zu sozialen Themen

Bereits 2019 hat Deborah Sengl in einem für das Wiener Museumsquartier entwickelten Escape Room die Themen Flucht und Migration in den Fokus gerückt, nun beschäftigt sich die Künstlerin mit Kinderarmut: Unter dem Titel „Escape Poverty – Armut ist kein Kinderspiel“ kann diese künstlerische Intervention selbst durchgespielt werden. Geboten werde laut Ankündigung ein „niederschwelliger Zugang“.

Dabei stehe die interaktive Auseinandersetzung im Vordergrund. Das von Institutionen wie der Volkshilfe unterstützte Projekt soll „erlebbar machen, was es heißt, von Armut betroffen zu sein und wie schwierig es ist, der Armut zu entkommen“. Auf genau diesen Hürden basieren die Rätsel des Escape Rooms. Rund eine Stunde dauert das Spiel, teilnehmen können Gruppen von zwei bis sechs Personen. Die Kosten betragen zwischen 37 und 20 Euro, je nach Teilnehmeranzahl.

Der Armut im Spiel entfliehen – Escaperoom

Zwei Zimmer, ein Kinderzimmer sowie ein Amtsbüro und dazu knifflige Fragen, wie man der Armut entfliehen kann, den Behördenwald überwindet. Der Amtsleiter trägt den Kopf eines Schäferhundes. Ab jetzt im Museumsquartier in Wien.

Jedes fünfte Kind von Armut betroffen

In Wien ist derzeit jedes fünfte Kind von Armut betroffen. „Kinderarmut in Wien zeigt sich vor allem auch durch eine gewisse Form der Ausgrenzung. Wo können Kinder im sozialen Leben nicht teilhaben? Oder das Geld der Eltern reicht nicht bis zum Ende des Monats. Die letzte Woche wird also kein gutes und frisches Essen mehr gekocht. Betroffene Kinder sind auch öfter krank als Kinder, die aus finanziell gut ausgestatteten Familien kommen“, schilderte Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien.

„Wir befinden uns in einer Wohnung, die theoretisch jedem gehören könnte. Es geht mir nicht darum, zu sagen: Gefällt mir oder gefällt mir nicht. Sondern es geht darum, sich in dieser Schlichtheit möglichst auf das Thema zu konzentrieren. Deshalb haben meine Figuren auch immer Tierköpfe, um von Sympathie oder Antipathie in einem Gesicht abzulenken und wirklich das Thema fokussieren können“, so die Künstlerin im „Wien heute“-Interview.