POLITIK

Enttäuschung nach Missbrauchs-Sitzung

In einer Sondersitzung des Gemeinderatsausschusses für Kindergärten am Dienstag hat Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) die Fraktionen über die Vorwürfe gegen einen Pädagogen und das weitere Vorgehen informiert.

Gegen den Pädagogen gibt es Vorwürfe, wonach er Übergriffe auf ihm anvertraute Kinder begangen haben soll. Wiederkehr berief nach Bekanntwerden der Vorfälle, die zum Teil bereits vor einem Jahr stattgefunden haben sollen, eine Kommission ein, die die Vorwürfe prüft. Diskutiert wurde zuletzt auch über die nach Ansicht zahlreicher Eltern viel zu späte Information darüber.

Sondersitzung nach Missbrauchsverdacht

In einer Sondersitzung des Gemeinderatsausschusses für Kindergärten am Dienstag hat Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) die Fraktionen über die Vorwürfe gegen einen Pädagogen und das weitere Vorgehen informiert.

Wie ein Sprecher Wiederkehrs berichtete, nahmen an der Sondersitzung auch die Leiterin der Magistratsabteilung 10, Daniela Cochlar, sowie Jugendanwalt Ercan Nik Nafs teil. Ausgeführt wurde dabei etwa, dass der Bericht der Kommission Ende Juni bzw. Anfang Juli vorliegen soll. Das von Wiederkehr angekündigte Kinderschutzkonzept soll im Herbst präsentiert werden. Am betroffenen Standort selbst wurde überdies das Personal aufgestockt, teilte man mit.

Opposition nach Sondersitzung enttäuscht

"Was jetzt notwendig ist, sind konkrete Taten. Stadtrat Wiederkehr muss seinen Ankündigungen auch bestimmte Handlungen folgen lassen“, betonten ÖVP-Klubobmann Markus Wölbitsch und ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß. Sie forderten „eine durchdachte Standardisierung der Elterninformation“, ein Kinderschutzkonzept, „das seinen Namen auch verdient“ sowie eine Ombudsstelle.

Maximilian Krauss, Klubobmann der Wiener FPÖ, nannte es „schockierend und völlig unverständlich, dass NEOS-Vizebürgermeister Wiederkehr weiter keine Taten nach den Missbrauchsfällen in einem Wiener Kindergarten setzt“. Die FPÖ forderte die sofortige Suspendierung der Leiterin der MA 10. Er deutete zudem einen Misstrauensantrag gegen Vizebürgermeister Wiederkehr an.

Die Grünen kritisierten, dass „viel zu lange versucht wurde, den Fall herunterzuspielen und unter den Teppich zu kehren“. Von Vizebürgermeister Wiederkehr wird eine sofortige Reaktion gefordert. „Eine kostenlose, psychologische Betreuung der Eltern und ihrer Kinder sowie die Supervisionsmöglichkeit für die Pädagog:innen muss nun umgehend und unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden“, betonten Julia Malle und Felix Stadler, die Bildungssprecher der Grünen.

„Vertrauen ist komplett verloren gegangen“

Auch seitens der betroffenen Eltern gibt es Enttäuschung. So habe etwa die Stadt eine Mediation zwischen den Eltern und Pädagogen des Penzinger Kindergartens versprochen. Seit rund drei Wochen ist aber nichts passiert, kritisierte Elternvertreterin Katharina Kohlbach gegenüber Radio Wien: „Das Vertrauen der Eltern ist komplett verloren gegangen, zum Kindergarten, zu den Pädagogen, zu der ganzen Institution MA 10.“

Die Eltern sind immer noch verunsichert, wütend und wissen zum Teil nicht, was im Zusammenhang mit den Missbrauchsverdachtsfällen wirklich passiert ist, sagte Kohlbach. Das müsse aufgefangen werden: „Es geht darum, das Klima im Kindergarten wieder so herzustellen, dass ich mein Kind dort gerne abgebe.“ Von der zuständigen MA 10 wurde auf die Neubesetzung der Kindergartenleitung verwiesen, die psychologische Unterstützung von Kindern und Eltern habe bereits begonnen und die Mediation zwischen Eltern und Pädagogen werde derzeit vorbereitet.

Ermittlungen aktuell in vier Verdachtsfällen

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt aktuell in vier Verdachtsfällen. Es geht um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen bzw. des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. In dem ersten Fall, der ein Jahr zurückliegt, gibt es bereits ein Gutachten. In den drei Fällen, die erst jüngst bekannt wurden, müssen Gutachten noch eingeholt werden.

Auch ein Anwalt als Rechtsvertreter von Eltern, deren Kinder in der Einrichtung betreut wurden, ist in den Fall stark involviert. Johannes Bügler vertritt mittlerweile sieben Elternpaare, deren Kinder möglicherweise betroffen seien, wie er auf APA-Anfrage mitteilte – „wobei die Zahl vermutlich noch steigen wird, da sich laufend weitere Eltern bei mir melden und einige Termine noch ausständig sind“. Die Eltern hätten die Verdachtsfälle zur Anzeige gebracht.

Bügler hatte außerdem bereits angekündigt, die Stadt klagen zu wollen – auf 50.000 Euro pro betroffenem Kind, vorbehaltlich weiterer Forderungen. Er werde die Klagen „in Kürze“ vorbereiten, so Bügler. Bis dato habe es keine Kommunikation zwischen ihm und der Stadt gegeben, „weil diese meine Schreiben nicht beantwortet“, berichtete er zum aktuellen Stand.