Prater Atelier
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Sanierung eines verborgenen Kunstschatzes

Es sind fast unbekannte architektonische Juwele, die nun mit EU-Geld gerettet werden sollen: die 1873 für die Weltausstellung gebauten Praterateliers. In ihnen haben Künstler und Künstlerinnen von Weltruf wie Alfred Hrdlicka gearbeitet.

Die Praterateliers liegen versteckt zwischen Happel-Stadion und Trabrennbahn. Es ist ein wie vergessen wirkender Ort. Die zwei Pavillons mit den 20 Ateliers legten in den vergangenen rund 150 Jahren einiges an Patina an. Dazu gibt es überall Zeugen einer bedeutenden Vergangenheit, etwa auch unvollendete oder abgebrochene Werke von Alfred Hrdlicka, die nun in der Wiese liegen.

Errichtet wurden die Praterateliers 1873 für die Weltausstellung von Carl von Hasenauer. Alte Pläne zeigen den ursprünglichen Glanz der Prunkbauten. Zwei Pavillons, ein großes Becken dazwischen und eine Halle an der Seite. Die Halle wurde nach der Weltausstellung wieder abgerissen. Die Pavillons blieben bestehen, auch um Platz für die Bildhauer zu haben, die Skulpturen für die Gestaltung der Ringstraße schufen.

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Kreativität im Einklang mit der Natur

Inzwischen scheint sich auch die Natur einiges wieder zurückgeholt zu haben. Vier Pappeln, die zur Weltausstellung gesetzt wurden, sind inzwischen beeindruckende Naturdenkmäler. Und die Künstlerinnen und Künstler, die derzeit hier arbeiten, nutzen den verwilderten Park zum Gespräch und zur Erholung. Sie sehen dabei immer wieder Tiere, von einem Dachs über Rehe und Füchse, es sind gern gesehene Gäste, wie betont wurde.

Praterateliers werden saniert

Für die Weltausstellung gebaut und Heimat von so großen Persönlichkeiten wie Alfred Hrdlicka müssen die kaum bekannten Praterateliers jetzt saniert werden. Die EU zahlt dafür.

In all dieser Idylle gibt es aber auch klare Zeichen des Verfalls: „Man hat sehr feuchte Wände, die Fenster ziehen durch, wir heizen mit Öl, das ist gerade in diesen Zeiten nicht sehr erstrebenswert (..)“, sagte der Bildhauer und Konzeptkünstler Christian Kosmas Mayer, der seit zehn Jahren hier arbeitet.

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Elf Millionen aus EU-Mitteln

Die Sanierung des geschichtsträchtigen Ensembles ist überfällig. Nun gibt es das Geld dafür: Rund elf Millionen Euro sind veranschlagt worden, aufgebracht werden sie zur Gänze aus Mitteln des EU-Corona-Aufbauplans: „Dass wir auch in Kultur investieren müssen, das ist spezifisch europäisch. Kultur, das ist kein Luxus, das gehört zum Wesensmerkmal von uns Europäerinnen und Europäern dazu. Und deshalb fördern wir das mit Leidenschaft“, sagte Martin Selmayr, der Vertreter der europäischen Kommission in Österreich im „Wien heute“-Interview.

Hinterlassenschaften blockieren Ateliers

Neben der Sanierung gilt es noch ein organisatorisches Problem zu lösen: Drei Ateliers beherbergen seit dem Tod der Künstler nur noch deren Hinterlassenschaft. Auch das Atelier von Alfred Hrdlicka ist seit dessen Tod 2009 nicht mehr weiter gegeben worden. Kunst-Staatssekretärin Andrea Mayer, die maßgeblich die Sanierung der Prater-Ateliers vorantreibt, will auch dieses Kapitel klären. Sie will mit den Erben verhandeln, betonte sie, von einer Räumung sei keine Rede.

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Ende für „Dornröschenschlaf“

Die Planungen für die Sanierungen werden etwa ein Jahr dauern, dann starten die Bauarbeiten. Im Zuge der Um- und Neugestaltung sollen auch mehr Ateliers geschaffen werden um es mehr Künstlern und Künstlerinnen zu ermöglichen, hier zu sein. Mit der Ruhe des „Dornröschenschlafs“ sei es dann vorbei, sagte der Maler und Installationskünstler Hannes Mlenek. Aber „das schadet auch nicht. Ich hab schon oft auch Konzerte hier gegeben, die haben bis Mitternacht gedauert und das war auch laut. Also das gehört, glaube ich, auch zu einem Künstlerleben“.