Die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Rosenhügel war in der Pandemie besonders gefragt: 2021 wurden ein Fünftel mehr mehr Kinder und Jugendliche aufgenommen als im Jahr davor. Betreut werden sie allerdings von immer weniger Ärztinnen und Ärzten. 13 Fachärztinnen bzw. -ärzte arbeiteten laut Wiener Gesundheitsverbund im Oktober 2020 am Rosenhügel, zwischendurch waren es nur noch drei, jetzt sind es sieben.
Problem laut Mitarbeitern hausgemacht
Der Betrieb sei an der Kippe, Kinder müssten weggeschickt werden, warnen aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Wochenzeitung „Falter“. Für sie ist das Problem hausgemacht: schwere Fälle, schlechte Arbeitsbedingungen, Missmanagement.
Kritik an Kinder- und Jugendpsychiatrie
Ein konkretes Beispiel: Die neue Klinik Floridsdorf sollte eigentlich ebenfalls eine Station für Kinder- und Jugendpsychiatrie bekommen. Ärztinnen und Ärzte wurden extra dafür ausgebildet – dann verzögerte sich jedoch die Eröffnung um Jahre und die Ärztinnen und Ärzte gingen woanders hin. Bis heute gibt es an der Klink Floridsdorf nur eine Psychiatrie-Ambulanz, für eine Station fehlt das Personal.
Kooperation mit niedergelassenem Bereich für Ferien
Desinteresse wirft ein Arzt dem Wiener Gesundheitsverbund vor – der weist das zurück. Man suche intensiv nach Personal, auch im Ausland. „Leider gestaltet sich das Recruiting sehr schwierig, da die Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Mangelfach ist“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber „Wien heute“.
Um in der Ferienzeit den Betrieb aufrecht zu erhalten, habe man eine Kooperation mit dem niedergelassenen Bereich gestartet. „Das heißt, Fachärzt*innen aus dem niedergelassenen bzw. ambulanten Bereich übernehmen Nachtdienste bei uns am Rosenhügel. Auch unsere Assistenzärzt*innen aus der Klinik Floridsdorf gehen bis zur Stabilisierung der Situation nach Hietzing“, erklärt eine Sprecherin des Gesundheitsverbunds schriftlich.
Viel weniger Betten als vorgesehen
Vorübergehend habe man am Rosenhügel auch andere Sparten aufgestockt – etwa die bei den Kinderärztinnen und -ärzten. Das soll als rasche Erstmaßnahme Entlastung bieten. Langfristig müsse sich bei Ausbildung etwas tun und es brauche eine Stärkung des niedergelassenen Bereichs, so der Gesundheitsverbund.
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wollte zur Situation am Rosenhügel am Mittwoch auf „Wien heute“-Anfrage nichts sagen. Dass die Versorgungssituation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien alles andere als ideal ist, zeigen auch die Bettenzahlen. Der regionale regionale Strukturplan 2020 sieht 103 Betten für Kinder- und Jugendpsychiatrie vor. Aktuell betreibt der Wiener Gesundheitsverbund jedoch nur 58 stationäre Betten, 34 davon am Rosenhügel, sowie 16 ambulante Betten.