Krähe
Getty Images/John J. Dreyer
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Chronik

Krähenattacken in der Innenstadt

Einige Wienerinnen und Wiener sind in den letzten Wochen in der Innenstadt von einer Krähe attackiert worden. Die brütende Krähenmutter wurde gegenüber Personen aggressiv, die sich unwissend ihrem Nest näherten. In der Regel sind solche Scheinangriffe jedoch ungefährlich.

Am Dach des Casinos im ersten Bezirk hat eine Krähenmutter ihr Nest gebaut, das sie auch verteidigen möchte. „Die Krähe überraschte mich von hinten und pickte mit dem Schnabel mehrere Male auf meinen Kopf ein“, erzählte Elisabeth Längle gegenüber wien.ORF.at. Sie sei in der Führichgasse in Richtung Albertina unterwegs gewesen. Verscheuchen konnte sie die Krähe mit ihrer schweren Tasche.

Auch aus der Philharmonikerstraße wurde vor zwei Wochen eine Attacke gemeldet. Laut Susanne Schreiner von „Birdlife“ fliegen aggressive Krähen in der Regel Scheinangriffe. Obwohl sich die Krähen-Angriffe zu häufen scheinen, sei dieses Phänomen aber eher selten. Die Krähenmutter hätte einen ungewöhnlichen Ort für ihr Nest gewählt und ihre Scheu vor Menschen verloren, da sie vermutlich von Passantinnen und Passanten angefüttert wurde, so Schreiner.

Ort des Angriffs verlassen

Auch wenn die Angriffe für die betroffenen Personen ein Schock sind, seien sie meistens ungefährlich, so Wolfgang Kantner von „Birdlife“. Um ihr Nest zu verteidigen, wollen die Elterntiere die Menschen nur abschrecken. Im Fall eines Angriffs sei es wichtig, ruhig zu bleiben und das Tier nicht zu provozieren, so der Experte. „Die betroffene Person könnte auch die Hände in die Luft strecken, damit die Krähe diese größer wahrnimmt und nicht auf den Kopf zufliegt“, erklärte der Experte.

Danach sollte man den Ort des Angriffs verlassen. Je weiter man entfernt ist, desto weniger sind die Krähen bemüht, ihre Nester zu verteidigen. Sobald die Krähen ihren Familienverband auflösen, lässt laut Schreiner auch die Aggressivität der Tiere wieder nach. Auch wenn die Jungtiere ihre ersten Flugversuche unternehmen, werden sie von der Mutter verteidigt. Insgesamt dauere die Phase bis zur Auflösung vier bis acht Wochen, so Schreiner.

Attacke auf Parlamentsgebäude

Doch nicht nur Menschen, auch Gebäude wurden schon von Krähen attackiert. So ließen einige Krähen Steine auf die neue Kuppel am Parlamentsgebäude fallen. Drei Glaselemente des Glaskuppeldachs wurden dabei beschädigt, weshalb zwei Paneele ausgewechselt werden mussten. „Vermutlich testeten die Krähen die Struktur der Kuppel aus, ob diese zum Knacken von Nüssen geeignet ist“, erklärte Verhaltensbiologe Thomas Bugnyar.

Mittlerweile ist das Problem schon wieder gelöst. Der Kiesstreifen, von dem sich die Vögel die Steine holten, wurde entfernt. Die Krähen würden keinen großen Aufwand in Kauf nehmen und die Steine nur in der Nähe aufsammeln, erklärte Bugnyar. In Tokio wurden Krähen sogar dabei beobachtet, wie sie Nüsse gezielt vor haltenden Autos ablegen.