Schülerin macht Gurgeltest
APA/Herbert Neubauer
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Coronavirus

Hacker nach Aus für Monitoring beunruhigt

An Schulen gibt es keine verpflichtenden Coronatests mehr. Das Bildungsministerium hat die PCR-Tests ein Monat vor Schulschluss eingestellt. Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker betrachtet nun ein wichtiges Frühwarnsystem als verlorengegangen.

Am Mittwoch der Vorwoche wurden zum letzten Mal PCR-Schul-Tests durchgeführt. Positiv waren sie in Wien bei 258 Schülern, 30 Fälle gab es beim Personal. Für Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sei schon klar, dass es jetzt keine Phase einer hohen Inzidenz gebe und daher auch nicht mehrere Regeln gebraucht würden. Dennoch habe er kein Verständnis für das Beenden der Schultests. In Wien können Schüler weiter auf freiwilliger Basis maximal fünf Gurgeltests im Monat abgeben.

Hacker ist beunruhigt darüber, jetzt quasi in einem Blindflug zu versinken. Denn die Tests an Schulen einmal pro Woche seien ja keine besondere Belastung, „sondern das ist eine Möglichkeit. Und dass wir uns das bewusst und absichtlich so weit reduzieren, wie das im Augenblick der Fall ist, macht mich unruhig, weil das ist auch unser zentrales Monitoring System“. Es sei einfach zu sehen gewesen, wo man gerade stehe, vor allem bei den Veränderungen der Varianten, sagte Hacker. So sei zum Beispiel nicht mehr absehbar, welche Variante gerade vorherrsche.

„Monitoring hinkt drei, vier Wochen nach“

„Wir haben jetzt ein Monitoring, das drei bis vier Wochen hintennach hinkt. Das heißt, wir werden Ende Juni wissen, was Anfang Juni stattgefunden hat. Und ehrlich gesagt, das befriedigt mich gar nicht. Wir müssen präzise sein“, forderte Hacker. Er sehe es nicht ein, dass nun nach zweieinhalb, drei Jahren das Pandemiemanagement freiwillig in einen Status versetzt werde, „wo wir sagen müssen, wir wissen es eigentlich nicht genau“, so Hacker.

Das Monitoring zu reduzieren und in einem Blindflug zu versinken, halte er für unprofessionell. „Ich gebe zu, das macht mich ein bisschen unruhig“, sagte Hacker. Daher auch seine Kritik: „Ich möchte nicht eine Welle erst daran erkennen, dass plötzlich wieder viele Patienten mehr im Spital aufschlagen. Da ist es dann schon viel zu spät. Wir müssen früher monitoren. Wer früh Monitoring hat, erkennt früh und kann früher reagieren.“

Krankenhauspersonal
ORF
Hacker: Durch PCR-Tests nahe an der Welle

Rechtzeitiges Monitoring vor nächster Welle

Stichwort Reaktion: Hacker rechnet damit, dass es eine neue Welle mit Juli geben könnte. Es sei fraglich, dass der Juli wirklich so ruhig wie jetzt erwartet werde. So sei man in Portugal jetzt bereits bei 50 Prozent der Höhe der dortigen Jänner-Welle.

Hacker: „Die dortige Jänner-Welle ist in Österreich im März gewesen. Also wenn wir jetzt im Juli, Ende Juli auf 50 Prozent der Februar-März-Welle sind und erkennen es erst am Spitalsaufschlag, dann ist das gar keine gute Situation“, sagte Hacker. Er sieht für diesen Fall die Bundesregierung in der Pflicht: „Da ist die Bundesregierung aufgefordert, die beiden Bundesminister aufgefordert, rasch dafür zu sorgen, dass das Monitoring wieder präzise wird.“

Freiwillige Antigentests nach Pfingsten

In Wien kann auf freiwilliger Basis eingeschränkt weitergetestet werden. Die Einwurfboxen an den Schulen stehen weiter zur Verfügung. Auch das gewohnte Abholregime bleibt aufrecht. Schülerinnen und Schüler können damit auf freiwilliger Basis weiter ihre „Alles Gurgelt“-Tests in der Schule abgeben. Allerdings werden – gemäß der Verordnung des Bundes – nur fünf Proben pro Monat ausgewertet.

Nur bei behördlich angeordneten Tests, also etwa bei Verdachtsfällen, kann über dieses Kontingent hinaus getestet werden. Ob und in welchem Umfang die Tests im September wieder aufgenommen werden, ist noch nicht klar. Das hänge von der Infektionssituation ab, meinte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) Anfang der Woche. Ausgeschrieben wurden sie mit dieser Einschränkung bereits.

Regelmäßige PCR-Tests starteten im September

Nach Pfingsten werden nur mehr bei Bedarf Antigentests eingesetzt, wenn anderweitig festgestellte Infektionen in einer Klasse auftreten. Gestartet wurde mit den regelmäßigen PCR-Tests im September. Damals war mindestens ein PCR-Test pro Woche (neben zwei Antigentests) verpflichtend. Später wurden zwei PCR-Tests pro Woche (neben einem Antigentest) vorgeschrieben, wobei die Umstellung aufgrund von Problemen beim Testanbieter allerdings nur zögerlich gelang.

Eine Ausnahme bildete dabei Wien, wo schon ab September verstärkt auf PCR-Tests gesetzt wurde und mit „Alles gurgelt“ (erst nur ab der Mittelschule/AHS-Unterstufe, später auch an Volksschulen) ein anderes Testsystem zum Einsatz kommt. In Wien wurden daher mehr PCR-Tests (und weniger Antigentests) durchgeführt.