Kultur

Einigung: Volkskundemuseum wird saniert

Seit Jahren schon wird um die Sanierung des Palais Schönborn in der Josefstadt gerungen. Das Haus, in dem das Volkskundemuseum untergebracht ist, braucht dringend eine Erneuerung. Nun gibt es eine Einigung.

Das seit 1917 durch den „Verein für Volkskunde“ als Museum genutzte Gartenpalais Schönborn in der Laudongasse ist in die Jahre gekommen. Um das Museum zu erhalten, werden die Stadt Wien und der Bund nun einen Fruchtgenussvertrag abschließen. Die für die Sanierung erforderlichen 25 Millionen Euro werden aus dem Wiederaufbaufonds der EU zur Verfügung gestellt.

Inhaltliche Neupositionierung

Das Volkskundemuseum ist eines der großen internationalen ethnografischen Museen mit umfangreicher Sammlung zur Volkskunst sowie zu historischen und gegenwärtigen Alltagskulturen Europas. Geplant ist, mit der Förderung das historisch wertvolle, barocke Gartenpalais ab 2024 komplett zu renovieren und das Volkskundemuseum inhaltlich neu zu positionieren.

Möglich wird das jetzt durch den Fruchtgenussvertrag zwischen dem Bund und der Stadt Wien, der im nächsten Gemeinderat beschlossen werden soll und bis zum bis zum 31.12.2081 gilt. Das heißt, dass der Bund dann nicht nur für die Sanierung zuständig, sondern auch verpflichtet ist, das Gebäude zu erhalten. Mit dieser Kooperation zwischen Bund und Stadt Wien bleibt auch das Fortbestehen des Volkskundemuseums gesichert.

Park bleibt frei zugänglich

„Die neuen Möglichkeiten bilden in der fast 130-jährigen Geschichte des Museums einen historischen Moment. Wir freuen uns darauf, mit einem sanierten Gebäude, neuen Strukturen, Mitteln und Konzepten sowie mit unseren vielen Kooperationspartnerinnen das vielschichtige Programm weiterzuentwickeln“, so der Direktor des Volkskundemuseums Matthias Beitl. „Das Volkskundemuseum ist ein wichtiger Teil unserer Museumslandschaft und leistet gerade auf dem Gebiet der Vermittlung großartige Arbeit", so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne).

Mit der Sanierung werde "ein Teil der Wiener Stadtgeschichte erhalten und bewahrt. Der angrenzende Schönborn-Park ist ein unverzichtbares Naherholungsgebiet für die Josefstadt“, sagt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). „Ich freue mich sehr, dass dieses wichtige Projekt auf Schiene ist“, so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ). Die Wiedereröffnung des Museums ist für 2026 geplant, der Park des Gartenpalais, eine der raren Grünflächen der Josefstadt, bleibt nach der Sanierung weiterhin frei zugänglich.

Baujuwel von Lukas von Hildebrandt

Friedrich Carl von Schönborn, der spätere Fürstbischof von Bamberg und Würzburg, gab nach seiner Berufung als Reichsvizekanzler nach Wien im Jahr 1706 beim österreichischen Architekten Lukas von Hildebrandt in der Vorstadt das Gartenpalais Schönborn in Auftrag. Als Wohnsitz in der Stadt diente ihm das Palais Schönborn-Batthyany in der Renngasse. Das Palais an der Laudongasse wurde ab etwa 1750 vermietet, unter anderem wohnte hier der Hofarchitekt Canevale.

Nach und nach verkauft und verbaut

Im Jahre 1841 richtete Amalia Baronin Pasqualati im Palais Schönborn ein Liebhabertheater sowie eine Theaterschule ein. Zur selben Zeit wurde der Garten des Palais nach und nach verkauft und verbaut. Im Jahre 1862 kam das Palais an die Stadt Wien. Es folgte eine umfangreiche Restaurierung, der restliche verbleibende Garten wurde für die Öffentlichkeit geöffnet.

Im Jahr 1872 wurde das Palais schließlich an die neu gegründete Hochschule für Bodenkultur übergeben. Nach deren Auszug benutzte ab 1897 das k. u. k. Oberlandesgericht das Haus. Seit dem Jahre 1917 befindet sich im Palais der Sitz des Österreichischen Museums für Volkskunde. Ein Teil des ehemaligen Gartens des Palais ist heute der städtische Schönbornpark.