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Auf hohem Niveau durch den Sommer

Der Molekularbiologe Ulrich Elling erwartet eine CoV-Welle schon im Sommer mit eher leichteren Verläufen. Er begrüßte im „Wien heute“-Gespräch Wiens Sonderweg, widersprach aber beim Monitoring Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

825 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind binnen 24 Stunden registriert worden. In den Wiener Spitälern werden 138 Personen wegen Covid-19 behandelt, 18 davon auf Intensivstationen. Die Kennzahlen zur Corona-Pandemie sind auf niedrigem Niveau. Doch immer wieder ist – abseits von einer erwarteten Welle im Herbst – auch zu hören, dass schon im Sommer die Zahl der Infektionen wieder zunehmen soll. Hier kommen die Varianten BA.4 und BA.5 ins Spiel.

Sie gehören zu den Omikronviren, es sei davon auszugehen, dass die Krankheitsverläufe eher leichter sein werden, sagte der Molekularbiologen Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaften im „Wien heute“-Gespräch. Im Moment sei bei den Infektionszahlen schon wieder ein Trend nach oben zu sehen. Die Frage sei nun, wie sehr sich da BA.4 und BA.5 auswirken können und von welchem Niveau auszugehen sei. Je nachdem, wie man rechne, könne es schon substanziell werden. Aber zum Beispiel in Südafrika seien die Krankenhäuser nicht so sehr belastet gewesen.

Molekularbiologe über CoV im Sommer

Seit dieser Woche fast alle CoV-Maßnahmen aufgehoben worden. Wie sinnvoll die derzeitigen Regeln sind und mit welcher Perspektive er in den Sommer blickt, erläutert Molekularbiologe Ulrich Elling im Interview.

Deutlicher Anstieg im Sommer erwartet

Elling geht davon aus, dass die Infektionszahl im Sommer wahrscheinlich deutlich nach oben geht, „also wieder in die Zehntausende und dann sich auf diesem sehr hohen Niveau Richtung Herbst weiter bewegt“. Wie hoch die Welle aber werde, hänge davon ab, wie viel gemessen, also getestet werde.

Keine Maske in öffentlichen Verkehrsmitteln zu tragen, sei Wahnsinn, so Elling weiter. Er sei mehrmals zwischen Niederösterreich und Wien unterwegs gewesen Dabei beobachtete Elling, wie er sagt, erstaunliches: „Ab der Stadtgrenze Wien trägt praktisch jeder eine Maske, außerhalb Wiens praktisch niemand. Ich verstehe nicht, wieso wir so obrigkeitshörig sind und nicht selbst lernen, das Pandemie-Management zu übernehmen.“

Erstmals Überwachungssystem für ganz Österreich

Den Wiener Sonderweg, also die strengere Maskenpflicht im Vergleich zu Restösterreich, begrüße er. Es sei ein Zeichen an jene Gruppen, die es zu schützen gelte, dass man zusammenhalte. Aussagen von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), wonach man beim Auswerten der Tests bis zu vier Wochen hintennach hinke, wollte Elling so nicht bestätigen: „Es ist nicht ganz wahr, dass das so stark verzögert kommt. (…) Unsere Analysen brauchen drei bis vier Tage für die Sequenzierung ab dem Zeitpunkt, wo die Proben bei uns sind. Die Schwierigkeit ist, die Proben aus dem ganzen Land zu sammeln und dann uns zu liefern."

Aber die Ablösung einer Virusvariante durch eine andere passiere nicht von heute auf morgen, sondern sei ein wochenlanger Prozess: „Man kann natürlich extrapolieren, wo wir stehen.“ Elling verwies unter anderem auf ein „echt repräsentatives Überwachungssystem“ in ganz Österreich, das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Infektionsepidemiologie funktioniere: „Bisher war zwar Wien gut untersucht, aber einige andere Bundesländer gar nicht. Und das hat sich jetzt zum Glück geändert.“