Kinderärztin untersucht Mädchen
Colourbox
Colourbox
Gesundheit

14 Kassenstellen für Kinderärzte unbesetzt

Im Sonnwendviertel in Favoriten ordinieren seit rund einem Monat zwei Kinderärztinnen. Sie betreuen bis zu 200 Kinder täglich. Der Bedarf an Kinderärzten und -ärztinnen ist groß. Doch in Wien sind 14 Stellen trotz steigender Bevölkerungszahl unbesetzt.

Einer der Gründe, die Wien zu einer der lebenswertesten Städte der Welt machen, sei „das an sich hervorragende Gesundheitssystem“, sagte Stefan Ferenci, neuer Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. Doch das System habe in den vergangenen Jahren angefangen zu bröckeln, „in vielen Bereichen findet nur mehr eine Mangelversorgung statt“.

Für Patientinnen und Patienten und in diesem Fall speziell auch für Eltern schon länger spürbar ist die ärztliche Versorgung von Kindern. Trotz steigender Bevölkerungszahl gibt es immer weniger besetzte Kassenstellen für Kinderärzte. Und es werden jährlich weniger. Aktuell sind von 90 Kassenstellen 15 unbesetzt, das sind um 13 mehr als noch vor zehn Jahren.

Es gibt vereinzelte Lichtblicke

Immerhin ist für Juli geplant, eine Kassenordination im 15. Bezirk nachzubesetzen. Dann werden nur noch 14 Kassenstellen unbesetzt sein. Seit rund einem Monat ist bereits eine neue Kassenordination in Favoriten geöffnet. Im neuen Sonnwendviertel, im sogenannten Cape 10, beim Hauptbahnhof öffnete Anfang Mai die neue Kassenordination für Kinderheilkunde.

Der Andrang sei groß, so die Ärztin Sevinc Yildirim, die mit einer zweiten Kinderärztin die neue Ordination betreibt. 150 bis 200 Kinder pro Tag seien zu versorgen. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ist zuversichtlich, im Herbst die erste Kinder-Primärversorgungseinheit eröffnen zu können. Seit einiger Zeit führe man diesbezüglich Verhandlungen mit der Ärztekammer.

Ärztekammer fordert Reformen

Um Mängel in der Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener zu beheben, brauche es rasche Initiativen, unterstrich Ferenci: „An erster Stelle steht dabei der Faktor Zeit: mehr Zeit für Ausbildung, mehr Zeit für Patientinnen und Patienten und mehr Zeit für die Regeneration des Gesundheitspersonals.“ Dazu gehöre zuallererst ein effektiver Bürokratieabbau im Spitalsalltag, um Ärzte von Büroarbeit zu entlasten. Dringend nötig sei auch eine Reform der medizinischen Ausbildung in den Spitälern. Derzeit finde diese wegen zeitlicher und finanzieller Ressourcenknappheit eher „nebenbei“ statt.