Straße im Wiener Cottage Viertel
Cottage Verein
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Freizeit

Cottage Viertel feiert 150-jähriges Bestehen

Luxusvillen im Grünen: Seit 150 Jahren gibt es das Cottage Viertel in den Bezirken Währing und Döbling. Um das historische Grätzl, das schon Prominente wie Peter Alexander angezogen hat, kümmert sich der Wiener Cottage Verein.

Im Gebiet zwischen dem Türkenschanzpark und dem Währinger Park reihen sich die Gärten großer Villen aneinander. Die ungefähr 6.000 Anrainer des einen Quadratkilometer großen Luxusviertels feiern dieses Jahr 150 Jahre Bestehen ihres Grätzls. Der Wiener Cottage Verein, der einst den Grundstein für das Viertel gelegt hatte und bis heute besteht, gibt zu diesem Anlass das Jubiläumsbuch „Das Wiener Cottage – der Traum vom gesunden Leben“ heraus und organisiert eine Fotoausstellung im Türkenschanzpark.

Ungefähr 250 Mitglieder fasst der Cottage Verein. Früher konnten sogar nur Mitglieder im Grätzl Grundstücke erwerben. Das hat sich verändert, doch der Mitgliederandrang ist noch immer noch groß: Immerhin versteht sich der Verein als Interessensvertretung der Anrainer, erzählte Vereinspräsident Thomas Feiger gegenüber wien.ORF.at: „Unsere primäre Sorge ist der Erhalt des Erbes des Cottage Viertels: die einzigartige Atmosphäre und der Charme des Lebens im Grünen.“ Heute würde besonders gegen spekulative Bauten vorgegangen.

Präsident des Wiener Cottage Vereins Thomas Feiger präsentiert Interessierten die Bilderausstellung zum 150 Jahre Jubiläums des Vereins
Cottage Verein/Katharina Schiffl
Die Fotoausstellung im Türkenschanzpark kann bis Ende September angesehen werden

Vom Sozialprojekt zum Luxusviertel

Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte Wohnungsnot in Wien: Besonders hoch war die Wohnungsdichte in den Gewerbeviertel. Um den durch die Bevölkerungsexplosion ausgelösten Wohnungsmangel zu lindern, wurde 1872 der Wiener Cottage Verein gegründet. Sein Ziel: Nach dem Vorbild britischer Gartenhäuser, Cottages genannt, wollte man Staatsbeamten und Offizieren leistbares Wohnen im Grünen anbieten.

Welche Häuser man bauen durfte sollte die Cottage-Servitute regeln: Nicht mehr als zwei Stockwerke und verpflichtende Vorgärten werden vorgeschrieben. So wollte der Wiener Cottage Verein sichern, dass das Viertel sein markantes Straßenbild nicht verliert. Die Servitute ist bis heute aktiv: Von 2005 bis 2012 lief ein unerfolgreicher Servitute-Prozess gegen ein fünfstöckiges Haus. 2018 verhinderte ein Gericht den Bau eines externen Aufzugs.

150 Jahre Cottageviertel

Am 26. März 1872 meldete die Presse in Wien, dass der nur wenige Tage zuvor gegründete Cottage Verein günstige Häuser mit Garten für seine Mitglieder erbaut. Mit diesem Verein war der Grundstein für eines der bekanntesten Grätzel Wiens gelegt: dem Cottage Viertel. Auf 85 Hektar wird auch heute knapp 150 Jahre später noch luxuriös gelebt. Das Viertel gilt heute als einer der Nobelsten in Wien. Egal ob Peter Alexander oder Arik Brauer. Viele prominente ÖsterreicherInnen haben dort gelebt. Zum 150 Geburtstag hat „Studio 2“ der Gegend einen Besuch abgestattet.

Während des Nationalsozialismus hörte der Cottage Verein für zehn Jahre zu existieren auf: Er wurde in die „Wohnwirtschaftsstelle der Ostmark“ eingegliedert. Erst 1948 nahm er seine Arbeit wieder auf. Der Zweite Weltkrieg hatte Teile des Viertels zerstört. Während des Wiederaufbaus wurden auch für das Viertel untypische Mehrfamilienhäuser gebaut. Der Architekt Thomas Feiger sprach von Bausünden: „Diese auf Sparvariante errichteten Gebäude haben das Ortsbild teilweise zerstört.“

Vom ursprünglichen Vorhaben leistbaren Wohnraum bereitzustellen löste sich das Viertel über Zeit: Das Cottage-Viertel mit seinen vielen Villen wurde schnell zum Luxusviertel. Das lockte berühmte Bewohner an: So lebten der Autor Arthur Schnitzler, Star-Entertainer Peter Alexander, „Bambi“-Autor Felix Salten, Rennfahrer Niki Lauda und Alt-Bundeskanzler Leopold Figl hier.