Frau, die an Menstruationsbeschwerden leidet, krank ist
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Gesundheit

ÖGB: Mehr Rücksicht auf Regelschmerzen

In Spanien soll ein Gesetz für einen sogenannten Menstruationskrankenstand sorgen. Ein Wiener Gynäkologe appelliert, extreme Regelschmerzen nicht auf die kalte Schulter zu nehmen. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) fordert die Enttabuisierung am Arbeitsplatz.

Manche Frauen leiden stärker unter ihnen, manche weniger stark: Schmerzen und Krämpfe, die mit der Menstruation zusammenhängen, sind für viele Monat für Monat eine wiederkehrende Qual und machen leistungsunfähig. Ein Menstruationsgesetz wie in Spanien, das Frauen mit starken Regelschmerzen von der Arbeit befreit, ist hierzulande laut dem ÖGB zwar nicht nötig, aber es brauche mehr Bewusstsein von Arbeitgebern.

ÖGB: Mehr Rücksicht für Regelschmerzen

In Spanien soll ein Gesetz für einen sogenannten Menstruationskrankenstand sorgen. Ein Wiener Gynäkologe appelliert, extreme Regelschmerzen nicht auf die kalte Schulter zu nehmen. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) fordert die Enttabuisierung am Arbeitsplatz.

Gesetz in Österreich „nicht nötig“

Das neue Gesetz in Spanien sieht einen sogenannten Menstruationskrankenstand vor. Frauen sollen sich künftig mit einem Attest von der Ärztin oder des Arztes drei Tage im Monat krankschreiben lassen dürfen – auf Kosten des Staates. Der Fall in Spanien sei nicht eins zu eins auf Österreich übertragbar, da das spanische Krankenstandsystem anders funktioniert als bei uns, so Karin Zimmermann, ÖGB- Bundesfrauensekretärin.

So bekommen Arbeitnehmerinnen und -nehmer die ersten drei Tage ihres Krankenstandes keine Lohnfortzahlung. Frauen, die ein bis drei Tage wegen Periodenschmerzen ausfallen, bekamen also bisher an diesen Tagen gar kein Geld. Das soll sich mit dem neuen Gesetz ändern.

Bewusstsein bei Arbeitgebern schaffen

In Österreich hingegen zahlt der Arbeitgeber im Krankheitsfall ab dem ersten Tag der Krankheit das volle Gehalt weiter. Für den österreichischen Gewerkschaftsbund aber trotzdem Gelegenheit, Bewusstsein bei Arbeitgebern zu schaffen. „Was wir gut finden an der spanischen Debatte, die ja jetzt auch ein bisschen zu uns überschwappt, ist einfach, dass das Thema Menstruation und Menstruationsbeschwerden angesprochen wird und damit auch ein Tabu gebrochen wird.“

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Alle paar Wochen für viele Frauen das gängigste Perioden-Package, um die Menstruationsschmerzen abzuschwächen

Angst vor Stigmatisierung

Viele Frauen gehen laut dem ÖGB aus Angst vor Stigmatisierung oder beruflichen Konsequenzen nicht in den Krankenstand. Viele Frauen sind sich laut Zimmermann auch unsicher, ob ihnen bei Menstruationsbeschwerden ein Krankenstand zustehe.

Die Antwort: „Ganz klar: Ja, wenn die Schmerzen so stark sind, dass die Frau nicht arbeiten kannst, sprich arbeitsunfähig ist, kann sie auch Zuhause bleiben.“ Frauen, die aufgrund starker Beschwerden während ihrer Tage nicht arbeiten können, sollten sich laut Zimmermann auch krankschreiben lassen.

Kranheitsbilder mit extremen Schmerzen

Eine von zehn Frauen hat so starke Beschwerden, „dass gar nichts mehr geht“, erklärte der Gynäkologen Andreas Nather vom Woman & Health Zentrum im ersten Bezirk gegenüber „Wien heute“. Meistens handelt es sich dann um die Krankheit Endometriose, d.

Das heißt: Gebärmutterschleimhaut befindet sich außerhalb der Gebärmutter – also nicht dort, wo sie hingehört. „Zum Beispiel im Bereich der Blase, im Bereich hinter der Gebärmutter, im Bereich der Eierstöcke oder der Eileiter oder des Bauchfells. Dann kommt es im Zeitraum der Blutung auch dort zu punktförmigen Blutungen, die zu extreme Schmerzen auslösen können“, erklärte der Gynäkologe.

Menstruationsbeschwerden richtig therapieren

Das zweite Krankheitsbild: die Adenomyose. Hier tritt die Schleimhaut in der Muskulatur der Gebärmutter auf. Der Alltag ist dann kaum ohne Hilfsmittel bewältigbar. Augen zu und durchstehen muss aber nicht sein, denn es würde unterschiedliche Therapiemöglichkeiten geben. „Machen kann man auf jeden Fall was: entweder operativ oder mit Hormon- oder Schmerztherapie behandeln“, so Nather.

Zuhause bleiben und sich ausruhen

Regelschmerzen müssen aber nicht immer mit einer chronischen Erkrankung einhergehen, können auch mal unerwartet auftauchen. Die wenigsten bleiben deswegen krankheitsbedingt Zuhause. Der Rat des Gynäkologen: „Bei uns in der Praxis empfehlen wir dann schon vielleicht mal für ein bis drei Tage wirklich auch Zuhause zu bleiben und sich zu schonen.“

Warum Frau – und auch Mann – in den Krankenstand geht, muss zumindest in Österreich nicht bekanntgegeben werden. Ein ärztliches Attest wird üblicherweise vom Hausarzt ausgestellt, aber eine Krankschreibung ist auch bei der Gynäkologin bzw. dem Gynäkologen möglich.

Frauengesundheit soll „Mainstream“ werden

Geht es nach dem ÖGB und dem Gynäkologen Nather sollte generell mehr über Frauengesundheit gesprochen werden, um auch das Thema Menstruation zu enttabuisieren. „Das Problem beim Thema Frauengesundheit ist einfach, dass es eine Bewusstseinsbildung braucht. Auch in der Forschung und auch im Umgang damit. Das ist halt auch eine Forderung von uns, dass Gender-Medizin zum Mainstream wird“, sagte Zimmermann.

Etwa bei Menstruationsschmerzen sei es dringend erforderlich, die Auswirkungen der Symptome stärker in den Mittelpunkt zu rücken, um Behandlungsmöglichkeiten für Frauen zu finden und im Idealfall mehr Flexibilität für Frauen in der Arbeitswelt zu schaffen.