Ausstellungsansicht Cranach der Wilde im KHM
KHM-Museumsverband
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Kultur

Der wilde Wiener Cranach der Ältere im KHM

Auch wenn vieles über die Wiener Zeit des jungen Malers Lucas Cranach der Ältere im Dunkeln liegt, widmet das Kunsthistorische Museum (KHM) den „seltenen Werken“ dieser Jahre eine kleine Schau mit dem Titel „Der wilde Cranach. Die Anfänge in Wien“.

Eigentlich weiß man gar nicht ganz genau, wann und wie lange Lucas Cranach der Ältere in Wien weilte. Einzig spätere Äußerungen, vor allem aber Wiener Auftraggeber des Malers lassen die Schlussfolgerungen zu, dass der aus Franken stammende spätere Bildgeber der Reformation mutmaßlich zwischen 1500 und 1503 hier Station machte. „Er sah wohl eine Marktlücke in Wien“, sagte Kurator Guido Messling bei der Präsentation am Montag. Mit anderen Worten: Er war jung und brauchte das Geld.

„Der Wiener Cranach ist extrem selten“

Den Ergebnissen dieser kurzen Schaffensphase im Leben des Malers, der 1472 in Kronach geboren wurde und 1553 in Weimar starb, widmet das KHM nun eine kleine Schau. „Der Wiener Cranach ist extrem selten“, so Messling. Sechs von mutmaßlich neun Werken der Wiener Zeit sind in zwei Räumen zu sehen, flankiert von Zeichnungen und Holzschnitten, wobei man auf Leihgaben aus der Albertina und der Gemäldegalerie der Akademie zurückgreifen konnte.

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Ausstellungsansicht Cranach der Wilde im KHM
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„Büßender hl. Hieronymus“ aus dem Jahr 1502
Ausstellungsansicht Cranach der Wilde im KHM
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„Ehediptychon des Dr. Johannes Cuspinian und der Anna Cuspinian-Putsch“ aus dem Jahr 1502
Ausstellungsansicht Cranach der Wilde im KHM
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Das Gemälde in der Mitte zeigt die Kreuzigung Christi („Schottenkreuzigung“)
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„Der gute Schächer am Kreuz“ (links) und „Der böse Schächer am Kreuz“ (rechts) entstanden um 1500
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„Der hl. Valentin empfiehlt einen Stifter“ (ganz rechts) malte Lucas Cranach d. Ä. um 1502/03

Die beiden Herzkammern stellen jedoch die beiden Porträts des Ehepaares Cuspinian dar, die sich heute in der Sammlung Oskar Reinhart im schweizerischen Winterthur befinden, mit der man für die Ausstellung kooperiert. So war Johannes Cuspinian an der Wiener Universität tätig und gehörte zum Kreis jener Humanisten um Konrad Celtis, der Cranach zum Aufenthalt an der Donau motivierte.

Bis 16. Oktober

„Der wilde Cranach. Die Anfänge in Wien“ im KHM von 21. Juni bis 16. Oktober. Dazu erschien der Katalog „Cranach. Die Anfänge in Wien“, 168 Seiten, 24,95 Euro.

Pathos und Expressivität

Die „Kreuzigung Christi (Schottenkreuzigung)“ aus den KHM-Beständen – das älteste bekannte Werk des Meisters – findet sich daneben ebenso wie das KHM-Gemälde „Der büßende heilige Hieronymus“ aus 1502, das früheste datierte Werk Cranachs. Allen gemeinsam ist eine Drastik, die vom späteren Hofmaler des sächsischen Kurfürsten und Illustrator der Reformation, der Tausende Werke in seiner Wittenberger Werkstatt schuf, unbekannt ist.

„Man hat hier Pathos, Expressivität“, so Kurator Messling. Die Körper sind verzerrt, gedehnt, auf die Bewegung und die Wirkung ausgelegt, nicht auf die naturgetreue Abbildung. „Cranach ist ein Meister, den wir alle in- und auswendig zu kennen glauben“, so KHM-Generaldirektorin Sabine Haag. Wer sich eines Besseren belehren lassen will, für den ist die Schau „Der wilde Cranach“ ab Dienstag geöffnet.