Koch schneidet Chillischoten mit Messer
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Wirtschaft

Kaum Ersatz für Berufsumsteiger

Unternehmer aus den unterschiedlichsten Branchen haben derzeit eine gemeinsame Sorge: Wohin sind die Arbeitnehmer verschwunden? Teilweise seit Monaten werden Arbeitskräfte händeringend gesucht. Mehr als 20.000 Stellen sind in Wien unbesetzt.

Beispiel Tourismus: Allein in dieser Branche gibt es 2.850 offene Stellen, von der Köchin bis zum Kellner. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Laut Arbeitsmarktservive (AMS) bei weitem nicht die einzige Branche, in der es derzeit wegen des starken Wirtschaftswachstums mehr Angebot als Nachfrage gibt.

Martin Erhard-Kainz ist Abteilungsleiter „Service für Arbeitskräfte“ beim AMS: „Wir beobachten einen Wandel. Während es sicherlich früher so war, dass Firmen sehr stark geschaut haben, welche Fähigkeiten und Qualifikationen müssen meine Arbeitnehmer mitbringen, so hat es sich dahingehend gewandelt, dass jetzt die Arbeitssuchenden schauen können.“ So hat zum Beispiel ein Koch früher vielleicht fünf Arbeitsstellen zur Wahlgehabt. Aktuell kann er aus 50 bis 60 offenen Stellen wählen.

Computer Maus Hand
ORF
Ausbildung zur IT-Fachkraft für viele in Wien eine gute Option

Viele haben sich beruflich umorientiert

Die Überzahl an Jobangeboten ist laut dem Experten aber nur ein Grund für den Personalmangel. Auch dass sich während der Pandemie viele beruflich umorientiert haben und nach wie vor in Schulungen sitzen, macht sich bei der Personalsuche bemerkbar. Derzeit sind es 36.000, das sind knapp acht Prozent mehr als vor einem Jahr.

Einer davon ist der 30-jährige Patric Reichard. Er hat als Kellner in einem Pub gearbeitet, jetzt lässt er sich in einem Schulungszentrum des Berufsförderungsinstituts (BFI) zum Software-Entwickler umschulen. Mit ihm sitzen rund 80 Frauen und Männer in dem Kurs: „Ich hab ganz engen Kundenkontakt gehabt immer, und jetzt sag ich ganz blöd, ich finds super, dass Computer nicht zurück reden können. Dem sagt man was, bitte tu das, und entweder macht er das oder er machts nicht, aber dann liegts nicht am Computer (…).“

Über 20.000 offene Stellen

Unterschiedlichste Unternehmer suchen teilweise seit Monaten händeringend Personal. Insgesamt 20.015 offene Stellen sind in Wien derzeit ausgeschrieben.

Andere haben Arbeitsmarkt ganz verlassen

Nächsten Donnerstag endet für Patric und seine Kollegen die sechsmonatige Ausbildung. 70 Prozent von ihnen haben danach sofort ein Jobangebot. Die sechs Monate Kursdauer sind eher eine Ausnahme. Viele andere Schulungen, die in der Pandemie begonnen wurden, dauern länger: „Wenn ich einen neuen Beruf erlernen will, dauert das 16, 18 Monate, wenn ich in der Pflege bin sogar zwei oder drei Jahre. Das heißt ja, wir werden in den nächsten Monaten sehen, dass viele mit den Schulungen fertig werden und dann schauen wir, dass wir die möglichst rasch auf dem Arbeitsmarkt platzieren können“, so Erhard-Kainz.

Ein Arbeitsmarkt, von dem sich laut AMS viele Menschen ganz verabschiedet haben. Viele EU-Bürger vor allem aus dem Osten seien in der Pandemie zurück in ihr Herkunftsland gegangen. Das ist ein weiterer Grund, warum vor allem viele Küchen derzeit kalt bleiben.