Außenaufnahme der Pfarrkirche Am Schöpfwerk
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Religion

Immer weniger katholische Kirchen in Wien

Weil immer weniger Menschen katholische Gottesdienste besuchen, übergibt die Pfarrkirche Am Schöpfwerk in Meidling nun ihr Gebäude an die serbisch-orthodoxe Diözese. Aber auch im Rest von Wien werden immer mehr katholische Kirchen abgetreten.

Nur wenige Bänke sind bei den Sonntagsgottesdiensten besetzt: Ungefähr 20 bis 30 Menschen besuchen noch die sonntäglichen Messen in der Pfarrkirche Am Schöpfwerk. Die ungefähr 5.000 Pfarrmitglieder im Baujahr 1981 sind mittlerweile aufgrund von Austritten und Todesfällen auf 1.000 geschrumpft. Die Einnahmen aus der kleinen Gemeinde können die Kirche nicht mehr erhalten.

Wiens Kirchen schrumpfen

Ähnlich wie der Pfarrkirche Am Schöpfwerk ging es seit 2010 acht katholischen Kirchen, die anderen christlichen Gemeinden überlassen wurden. So ging 2016 die Kirche Maria vom Siege am Mariahilfer Gürtel an die koptisch-orthodoxe Gemeinde, während in der Neulerchenfelder Kirche in Ottakring nun serbisch-orthodoxe Christinnen und Christen feiern.

Serbisch-orthodoxe Kirche übernimmt Gebäude

Die katholische Kirche leidet seit Jahren unter Mitgliederschwund: Als Folge davon werden Pfarren zusammengelegt und Gotteshäuser aufgelassen. So übernimmt die serbisch-orthodoxe Kirche im Herbst das Gebäude der Katholiken Am Schöpfwerk in Meidling.

Die katholische Kirche steckt in der Krise: Seit Jahren schwindet die Zahl der etwas unter fünf Millionen Katholikinnen und Katholiken in Österreich. „Besonders für Menschen mit kirchlicher Prägung im Elternhaus ist die Entscheidung zum Austritt oft ein langer Prozess“, erklärt die Soziologin Caroline Berghammer, die an der Uni Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig ist, gegenüber wien.ORF.at. Sie erforschte in einer Studie die Gründe für Kirchenaustritte. Im vergangenen Jahr gab es mit 72.000 Austritten aus der katholischen Kirche den Höchstwert der letzten zehn Jahren.

Unterschiedliche Austrittsgründe

„Die Werte vieler Menschen klaffen mit denen der katholischen Kirche auseinander. Besonders, wenn es um Homosexualität oder vorehelichen Geschlechtsverkehr geht. Aber viele haben auch das Gefühl, dass die Kirche nichts zu ihrer Lebensrealität zu sagen hat“, so Berghammer. Kirchenskandale oder persönliche Erfahrungen könnten dann der Auslöser für einen Austritt sein: „Bei Missbrauchsskandalen sehen wir immer eine starke Erhöhung der Austrittszahlen. Aber auch wenn der Erlagschein für die Kirchensteuer hereinflattert, kann das ein Auslöser für einen Austritt sein.“

Die Austritte wirken sich auch auf die Taufen aus. „Im Jahr 2000 wurden noch 70 Prozent der Babys getauft, 2020 waren es nur noch 32 Prozent“, so Berghammer. Dass auch die neuen Kirchenmitglieder weniger werden, führt neben den Austritten zu einer zunehmenden Überalterung der Pfarrgemeinden. Nur ungefähr ein Drittel der Wienerinnen und Wiener ist katholisch. Mit einer weiter sinkenden Tendenz. Dass Pfarren zusammengelegt werden, gehe weiter, so Berghammer. Wiens katholische Kirchen werden auch weiterhin immer leerer werden.

Innenraum der Pfarrkirche Am Schöpfwerk (keine Änderungen vorgenommen)
Die katholische Kirche Am Schöpfwerk wird nun serbisch-orthodox

Übergabe an serbisch-orthodoxe Diözese

Auch die Größe der Pfarrkirche Am Schöpfwerk nahm drastisch ab. „Die Schar ist immer kleiner geworden“, so Michael Prüller von der Erzdiözese Wien gegenüber „Wien heute“. „Vor 40 Jahren sind wir dort in Neubau mit einer stark wachsenden Anzahl an Katholiken hineingegangen. Heute kommen besonders viele Menschen aus anderen Konfessionen hinzu.“ Sinkende Zahlen an Gläubigen und damit verbundene geringere Einnahmen zwingen die Pfarre, die Kirche Am Schöpfwerk aufzugeben.

Ab November feiern dann serbisch-orthodoxe Christen in der dann ehemals katholischen Pfarrkirche Gottesdienste. „Eine Pfarre aufgeben zu müssen, ist immer schmerzlich“, so der Bischofsvikar für das Vikariat Wien-Stadt, Dariusz Schutzki. „Zugleich ist es erfreulich, dass die Kirche als christliches, serbisch–orthodoxes Gotteshaus erhalten bleibt, das in Zukunft nun der großen und jungen serbisch-orthodoxen Gemeinde am Standort zur Verfügung stehen wird.“ Die Pfarrgemeinde von Am Schöpfwerk wird Teil der Pfarre Altmannsdorf. Der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic betont, dass Katholikinnen und Katholiken auch weiterhin in der Kirche Am Schöpfwerk willkommen seien.