Den Anfang macht „Jolanthe und der Nussknacker“ am 9. Oktober an der Volksoper. Dabei werden zwei Tschaikowsky-Werke verschränkt. In beiden gehe es um das Erwachsenwerden und stehe ein Aufeinandertreffen von Imaginationen und Realität im Vordergrund, erklärte der Ballettdirektor Martin Schläpfer bei der Programmpräsentation. Für die gemeinsame Produktion von Oper und Ballett führt die neue Volksoper-Direktorin Lotte de Beer Regie.
Auf die Staatsopern-Bühne kommen zwei Premieren. Gezeigt wird zum einen „Dornröschen“ mit einer Choreografie Schläpfers am 24. Oktober. Schläpfer bezeichnete das Tschaikowsky-Ballett als sein liebstes klassisches Stück. Er wolle aber die Figuren überdenken und sich angesichts der Märchenhandlung fragen, ob „gut und böse wirklich so weit voneinander entfernt“ seien, so Schläpfer. Am 27. April 2023 folgen die „Goldberg-Variationen“ mit einer neoklassischen Choreographie von Heinz Spoerli.

Neue Ausgabe von „Plattform Choreographie“
In der Volksoper findet am 16. Dezember die Premiere der zweiten Ausgabe von „Plattform Choreographie“ statt. In diesem Format dürfen die Ensemblemitglieder des Wiener Staatsballetts eigene choreographische Konzepte entwickeln und präsentieren. Am 11. Februar 2023 ist in der Volksoper das pandemiebedingt verschobene „Promethean Fire“ zu sehen. Zwei Protagonisten des American Modern Dance – Paul Taylor und Mark Morris – werden dabei in den Fokus gerückt.
„Tanzpodium“ und „Dance Movies“
Nach einigen Jahren werden wieder die Ballettkomödien „La fille mal gardee“ (13. Dezember) und „Don Quixote“ (28. Juni 2023) an der Wiener Staatsoper aufgenommen. Diese Stücke empfiehlt die Chefdramaturgin Anne do Paco auch Familien mit Kindern. Weiterhin im Repertoire bleiben „Kontrapunkte“, „Onegin“, „Im siebten Himmel“, „Liebeslieder“, „Ein Deutsches Requiem“, „Begegnungen“ und „Die Jahreszeiten“.
In der Reihe „Tanzpodium“ gibt es vor den meisten Produktionen auch Werkeinführungen. Am 12. November ist etwa ein Gespräch mit Martin Schläpfer zum Thema „Training zu hören“. Im Zuge der „Dance Movies“ werden außerdem vier Tanzfilme gezeigt. Mit dem Film „Nurejew. The White Crow“ wird am 12. März 2023 im Filmhaus Wien der Geburtstag von Jahrhunderttänzer Rudolf Nurejew gefeiert.

Mehr Auslastung in Staatsoper als Volksoper
Neuerungen gibt es nicht nur im Programm, sondern auch im Ensemble. Mit der Pandemie büßte das Staatsballett Tänzer ein. Einige Tänzer wie Roman Lazik hätten sich dazu entschieden, mit dem Tanzen aufzuhören, so Schläpfer. Dafür engagierte das Staatsballett beispielsweise den Kanadier Brendan Saye als ersten Solotänzer und den Niederländer Rashaen Arts als Halbsolisten.
Insgesamt zählt das Staatsballett nun 101 Tänzerinnen und Tänzer. In der Spielzeit 2021/22 tanzten sie bei 86 Vorstellungen. Diese erzielten in der Staatsoper 82,9 Prozent und in der Volksoper 62,7 Prozent Sitzplatzauslastung. Die kaufmännische Leiterin Simone Wohinz sprach zudem die Ballettakademie an, gegen die 2019 Missbrauchsvorwürfe aufkamen. Man befinde sich in einer Reorganisationsphase und wolle künftig etwa ein dem Kindeswohl entsprechendes Ambiente bieten.