Sozialmarkt des Wiener HIlfswerks in Penzing
Wiener Hilfswerk/Veronika Steinberger
Wiener Hilfswerk/Veronika Steinberger
Soziales

Sozialmärkte zunehmend selbst in Not

Durch die Teuerung sind die Wiener Sozialmärkte so gefragt wie wohl noch nie. Gleichzeitig geraten auch die Sozialmärkte quasi selbst immer mehr in Not. Der Verein SozialShop, Betreiber von vier Geschäften in Wien, musste sogar Konkurs anmelden.

Im Mai wurde über den Verein SozialShop ein Konkursverfahren eröffnet. Der Betrieb der vier Sozialmarktfilialen wurde inzwischen eingestellt. „Leider waren wir angesichts der Krise, gestiegener Treibstoff-, Strom- und Mietpreise sowie zurückgegangener Lebensmittelspenden nicht mehr in der Lage, den Verein aufrechtzuerhalten“, heißt es auf der Facebook-Seite des Vereins Anfang Juni. Laut dem Alpenländischen Kreditorenverband gibt es Verbindlichkeiten in der Höhe von knapp 75.000 Euro.

Hilfswerk will Preise nicht erhöhen

Auch andere Sozialeinrichtungen kämpfen mit gestiegenen Kosten, etwa für den Strom. „Wir haben natürlich auch höhere Kosten, aber das Letzte, was ich möchte, ist, schlussendlich an der Preisschraube drehen“, sagt Peter Kohls, der für die Sozialmärkte des Wiener Hilfswerks zuständig ist. Noch sei der Kostenanstieg für die Hilfswerk-Sozialmärkte nicht problematisch, so Kohls.

Aber: „Wir würden derzeit mehr Spendenwaren benötigen“, betont Kohls im Interview mit Radio Wien. Bedarf bestehe vor allem an frischen Waren wie Butter, Fleisch, Wurst und Käse. Kohls spricht von einem Kundenzuwachs, den er so in den letzten Jahren noch nicht erlebt habe. Zu Jahresbeginn hatten 3.600 Haushalte eine Einkaufsberechtigung für die Hilfswerk-Sozialmärkte, inzwischen sind es über 4.500.

Zahl der Kunden steigt wöchentlich

Auch beim Verein Sozialmarkt Wien merkt man die Teuerung „sehr, sehr stark“, wie Gründer Alexander Schiel erzählt. Die Transport-, Sprit- und Stromkosten würden enorm steigen. „Wir schauen, dass wir so lang wie möglich keine Teuerungen an die Kunden weitergeben“, so Schiel gegenüber Radio Wien. Einzig bei der Milch habe man bisher die Teuerung weitergeben müssen, weil man hier Ware zukaufe.

In Wien wird laut Schiel jedenfalls schwieriger, die Menschen in den Sozialmärkten zu versorgen. Die Zahl der Kundinnen und Kunden steige wöchentlich. Allein bis Mitte des Jahres sei die Zahl um rund 30 Prozent gestiegen. Gleichzeitig gibt es auch in den Geschäften von Sozialmarkt Wien einen Mangel an Waren, derzeit vor allem bei Waschmittel und Fertiggerichten. Viele Spender würden Hilfsgüter aktuell direkt in die Ukraine liefern – was ja auch gut sei, wie Schiel betont. Als weitere Gründe für den Warenmangel nennt man beim Wiener Hilfswerk unter anderem Rohstoffknappheit bei den Lebensmittelherstellern.