Screenshot des Instagram-Profils von Katharina Mückstein
Screenshot Instagram
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Chronik

Schauspielszene: Viele melden Übergriffe

Sexuelle Belästigungen, Demütigungen und Ungerechtigkeiten: Die MeToo-Debatte wird in der Wiener Schauspielszene wieder intensiv geführt. Ausgelöst hat das eine Regisseurin, die Belästigungen öffentlich machte – nun melden sich viele weitere Betroffene.

Die Wiener Regisseurin Katharina Mückstein machte am Wochenende über Instagram Übergriffe und Demütigungen in ihrer Ausbildungszeit öffentlich. Sie berichtet etwa von ihrem ersten Filmjob mit 19 Jahren: „Beleuchter bringt mich jeden Tag zum (heimlich) Weinen durch Beleidigung meines Körpers und sagt mir am Ende, dass er mich ficken will.“

Auf Mücksteins Instagram-Story meldeten sich viele und schilderten ihre eigenen Erlebnisse – und nicht nur dort. Auch bei #we_do!, der Wiener Anlauf- und Beratungsstelle für Missbrauchsfälle in der Filmbranche, gegründet Mitte 2019, gehen aktuell täglich mehrere Meldungen ein. Die Gespräche können völlig anonym geführt werden – auch wenn die Täter oftmals bekannt sind.

Übergriffe in Film- und Theaterbranche

Eine Debatte über sexuelle Belästigungen, Demütigungen und Ungerechtigkeiten in der Filmbranche wird in der Wiener Schauspiel-Szene derzeit wieder intensiv geführt – ausgelöst durch die Wiener Regisseurin Katharina Mückstein. Sie hat am Wochenende Belästigungen in ihrer Ausbildungszeit öffentlich gemacht.

#we_do! will Kulturveränderung erreichen

„Viele haben schon einen totalen Ruf – und das ist dann absurderweise so, dass dann zum Beispiel, wenn wieder ein Übergriff passiert, einem gesagt wird: Ja, was tust denn, was gehst denn auch zuwi, das weiß man doch“, schildert Daniel Sanin, Gesundheitspsychologe bei #we_do!, gegenüber „Wien heute“. Das sei eine Umkehr, wo die Verantwortung liege – und etwas Strukturelles, betont Sanin.

Diese Strukturen will #we_do ändern, mit Hilfe für die Betroffenen, aber auch mit Schulungen am Set, wie Meike Lauggas erklärt. Sie ist Coach und Organisationsberaterin bei #we_do!. „Die Systeme, von denen wir jetzt sprechen, die ja schon seit Jahrzehnten so existieren, haben ja auch ein Klima geschaffen, dass es eben nicht möglich ist, das zu benennen, anzurufen und sich dazu zu äußern“, so Lauggas. „Also haben wir von Anfang an gesagt, wir beraten, aber wir gehen auch hinein in die Branche, mit Workshops, mit Aufklärung, mit Informationen.“ Langfristig gehe es um eine Kulturveränderung.

Rektorin: „Schaue da nicht weg“

Viele der Betroffenen, die nun Übergriffe öffentlich machten, berichteten von ihren Erfahrungen besonders aus der Ausbildung. Speziell die Filmakademie Wien wird immer wieder genannt. „Ich schaue da nicht weg“, sagt dazu Ulrike Sych gegenüber FM4. Sie ist Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, zu der die Filmakademie Wien als eigenes Institut gehört.

Die ihr bekannten Fälle von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch liegen in der Vergangenheit, so Sych. Aktuelle seien intern nicht bekannt. Um tätig werden zu können, müsste sie informiert werden: „Wenn ich das erfahre, werde ich heute noch die Person suspendieren, aber ich weiß nicht, wer es ist.“ Eine solche Suspendierung oder Entlassung landet in der Regel vor Gericht und da müssen die Zeuginnen auch bereit sein, auszusagen. Dieser Schritt in die Öffentlichkeit ist für viele jedoch nicht denkbar, sie fürchten negative Folgen für ihre Karriere – mehr dazu in fm4.ORF.at.